Sonntag

Unnötige Provokation oder notwendige Abschreckung? Was steckt hinter dem NATO-Großmanöver?

Der Nordatlantikpakt ist nicht nur ein Verteidigungsbündnis, sondern auch eine militärisch-politische Organisation von 29 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedsstaaten mit den hohen Zielen, für eigene Sicherheit und weltweite Stabilität zu sorgen.
Doch spätestens seit dem Kosovo-Krieg und der voranschreitenden Osterweiterung werden Stimmen laut, die behaupten, das Bündnis agiere zunehmend aggressiver und sei nicht mehr als reines "Verteidigungsbündnis" zu verstehen. 
Doch die Zeichen stehen auf Sturm: Diese Woche führt die NATO das Großmanöver "Trident Juncture" in Norwegen durch. Zweck der Militärübung ist es, einen "hochintensiven Konflikt mit einer vergleichbaren Bedrohung an der Nordostflanke des Bündnisses" zu proben. Alles Routine oder doch Provokation? Womöglich handelt es sich um eine tatsächliche Vorbereitung auf eine Konfrontation mit einer "gleichstarken Bedrohung" an der Nordostflanke? 
Rolf Bergmeier, ehemaliger Oberst im Generalstab und unter anderem auch stellvertretender Abteilungsleiter "Planung und Organisation" in der NATO, erläutert, dass solche Manöver zwar unverzichtbar seien, ihre spezifische Umsetzung aber Potenzial für unnötige Provokation in sich berge. 
Eine Osterweiterung des Nordatlantikpaktes war zur Zeit der Deutschen Einheit eigentlich gar nicht vorgesehen, so die neueste historische Beweislage. Zu einem Vertrag, der das damals hätte rechtlich festhalten können, kam es nicht mehr. Das NATO-Bündnis rüstet seitdem also weiter auf. In Deutschland wird sichtbar Militärgerät Richtung Osten gerollt. Die Hoffnung, dass unsere Köpfe gesund auf den Schultern bleiben, stirbt zuletzt.