Montag

UN-Klimagipfel in Madrid: Trotz Verlängerung der Konferenz kaum Ergebnisse

Die 25. UN-Klimakonferenz ging am Sonntag in Madrid zu Ende. Trotz einer zweitägigen Verlängerung kam es zu keiner Einigung im Emissionsrechtehandel. Enttäuschung und Appelle zu verstärkten Anstrengungen sind die Reaktionen auf die magere Bilanz des Gipfels.

Die 25. Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens über Klimaänderungen (COP25), die in Madrid tagte, schloss nach einer zweitägigen Verlängerung am Sonntag, ohne Vereinbarungen über Artikel 6 des Pariser Übereinkommens zur Regulierung des Handels mit Emissionszertifikaten zu treffen. Diese wichtige Debatte wurde auf das nächste Jahr vertagt.

Das Plenum aus Vertretern von rund 200 Staaten einigte sich auf andere Punkte, wie die Umsetzung eines Gender-Aktionsplans zum besonderen Schutz von Frauen vor dem Klimawandel oder die Erneuerung des Schutzmechanismus für die schwächsten Länder. Die Parteien einigten sich auch darauf, bis 2020 größere Anstrengungen bei den nationalen Klimaschutzplänen – den sogenannten NDCs – zu fordern.

Diese Vereinbarungen können allerdings nicht das allgemeine Gefühl des Scheiterns auf dem Gipfel verbergen, der nach der zweitägigen Verlängerung zur bisher längsten UN-Klimakonferenz wurde.

Heute stehen unsere Länder weiter in der Schuld des Planeten", sagte die Präsidentin des Gipfels, die chilenische Umweltministerin Carolina Schmidt.

In ihrer Abschlussrede auf der Konferenz erinnerte Schmidt daran, dass "die Welt zusieht" und "konkrete Lösungen erwartet", um den globalen Temperaturanstieg zu reduzieren, was ihrer Ansicht nach in Madrid nicht erreicht wurde.

Heute sind wir nicht zufrieden. Die von den Parteien getroffenen Vereinbarungen reichen nicht aus, um die Klimakrise mit einer Einstellung der Dringlichkeit anzugehen. Es gibt immer noch keinen Konsens darüber, die Anstrengungen auf das erforderliche Niveau zu erhöhen", fügte sie hinzu.

Größere Anstrengungen

Einer der Kernpunkte der Diskussionen in Madrid war die Formulierung einer Petition, um die Länder zu ermutigen, die Ziele ihrer Klimaschutzpläne bis 2020 zu erhöhen. Das Pariser Abkommen verpflichtet seine Unterzeichner, Pläne zur Emissionsreduzierung vorzulegen, um den globalen Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius (vorzugsweise bei rund 1,5 Grad Celsius) vor Ende des Jahrhunderts einzudämmen.

Wissenschaftskreise warnten wiederholt davor, dass mit den aktuellen Reduktionsplänen der Temperaturanstieg am Ende des Jahrhunderts mindestens über drei Grad liegen wird, was einen eklatanten Verstoß gegen das Pariser Abkommen darstellen würde.

Während des Gipfels drängten sowohl die Europäische Union als auch die meisten lateinamerikanischen Länder und kleinen Inselstaaten auf konkrete Vereinbarungen über verstärkte Anstrengungen, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. In diesem Sinne bündelt die von der chilenischen Präsidentschaft geförderte Allianz für Klimaanstrengungen (Alianza de la Ambición Climática) die Unterstützung von 103 Ländern, die sich verpflichtet haben, bis 2020 ehrgeizigere NDCs zu verabschieden.

An dieser Initiative nehmen allerdings entscheidende Länder nicht teil: Die größten Emittenten von Treibhausgasen und die größten Produzenten von fossilen Energieträgern wie China, Indien, die USA, Russland, Kanada und Saudi-Arabien. Diese Staaten verweigerten sich während der Konferenz spezifischen Verpflichtungen für einen größeren Umfang der NDCs im Jahr 2020.

Schließlich endete der Klimagipfel mit einer Abschlusserklärung, in der die Länder "ermutigt" wurden, "die Gelegenheit zu nutzen", ihre Emissionsminderungen angesichts der "Dringlichkeit der Bekämpfung des Klimawandels" zu erhöhen. Eine Forderung mit rhetorischem Charakter, die zudem keinen Zeitplan beinhaltet, um die Länder zu verpflichten, ihre Pläne in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 vorzulegen.

Die Frage eines konkreten Datums mag nebensächlich erscheinen. Doch wenn die Länder ihre Klimaschutzpläne ohne ausreichenden zeitlichen Vorlauf für eine eingehende Analyse durch den IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) vorstellen, kann es dazu kommen, dass die internationale Gemeinschaft beim nächsten Klimagipfel 2020 in Glasgow keine genauen Erkenntnisse darüber hat, welche globalen Auswirkungen die nationalen Pläne auf die Temperatur des Planeten haben.

Artikel 6

Das Hauptthema auf der Tagesordnung in Madrid war die Umsetzung von Artikel 6 des Pariser Abkommens, der sich hauptsächlich auf die Regulierung des Emissionshandels konzentriert, aber auch andere Themen wie die Planung von Projekten zur Emissionsminderung ähnlich dem Clean Development Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls umfasst.

Schließlich konnten sich die Gipfelteilnehmer nicht darauf einigen, wie Mechanismen geschaffen werden können, um beim Emissionsrechtehandel – durch den die Länder Emissionsgutschriften untereinander übertragen werden – Doppelzählungen zu verhindern oder um sicherzustellen, dass Minderungsprojekte auch Garantien für Menschenrechte und Umweltwirksamkeit beinhalten.

Infolgedessen haben die Parteien – wie beim letztjährigen Gipfel in Kattowitz – lediglich Fortschritte bei einigen technischen Aspekten erzielt, so dass Artikel 6 schließlich auf der COP26 in Glasgow weiterverhandelt wird.

Wir wollten einen Artikel 6 abschließen, der es uns ermöglichen würde, einen stabilen CO2-Markt mit ökologischer Integrität zu implementieren, konzentriert auf die Erzeugung von Ressourcen, die es uns ermöglichen würden, uns auf eine nachhaltige und klimaresistente Entwicklung zuzubewegen (....) Es ist schade, dass wir keine endgültige Einigung erzielt haben", sagte Carolina Schmidt.

Reaktionen

Mehrere Umweltorganisationen und Vereinigungen der Zivilgesellschaft äußerten ihre Wut über die Unfähigkeit der COP25, Fortschritte in multilateralen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zu erreichen. Andere Akteure waren jedoch erleichtert, dass die Fragen zu Artikel 6 endlich verschoben wurden. Ihrer Meinung nach seien die Bedingungen, unter denen die Verhandlungen geführt wurden, nicht ermutigend gewesen.

Glücklicherweise wurden die schwachen Regeln für Marktmechanismen, die von Brasilien und Australien unterstützt wurden und die die Bemühungen zur Emissionsreduzierung untergraben hätten, nicht berücksichtigt", sagte Mohamed Adow, Direktor von Power Shift Africa.

Der Ministerpräsident des Gastgeberlandes Spanien, Pedro Sánchez, erklärte, dass der Madrider Klimagipfel "kompliziert" gewesen war, und forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich zukünftig stärker für Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen. Mario Rodríguez, Exekutivdirektor von Greenpeace Spanien, bezeichnete den Gipfel seinerseits als gescheitert und wies darauf hin, dass "die politische Klasse für den sozialen und wissenschaftlichen Ruf taub ist, der eine dringende und energische Reaktion auf die Klimakrise erfordert". 

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer zeigte sich enttäuscht über die Ergebnisse und auch von Deutschland. Der Jugendbewegung "Fridays for Future" und anderen Klimaschützern sei offensichtlich nicht zugehört worden, sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur:

Wir haben ein Jahr lang alles gegeben, um den Stand der Wissenschaft und die Bereitschaft der Menschen auf die Straße zu tragen. Es stellt sich die ernsthafte Frage, was wir denn noch machen sollen.

Neubauer ist eines der führenden Mitglieder von "Fridays for Future" und trat in Madrid gemeinsam mit der Schwedin Greta Thunberg auf.

Irritiert sei sie aber weniger von Staaten wie den USA und Brasilien, die bei den Verhandlungen gebremst hätten, sagte Neubauer – sondern von Staaten wie Deutschland, aber auch der EU, deren Job es gewesen wäre, "zu beweisen, dass sie verstanden haben, dass sie diese Tage in der Verantwortung stehen, internationalen Klimaschutz voranzubringen, trotz und wegen aller bekannten Schwierigkeiten".

Grünen-Fraktionschef Hofreiter sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe:

Gerade weil die Ergebnisse des Klimagipfels enttäuschend sind, muss Deutschland jetzt erst recht eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnehmen.

Die Grünen-Klimaexpertin Lisa Badum sagte der Welt, Deutschland dürfe sich von Bremser-Staaten nicht lähmen lassen. Nun müssten sich die Vorreiter-Staaten zusammenschließen und zeigen, dass es auch anders gehe. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte dagegen der Rheinischen Post, leider könne Deutschland die internationale Vorreiterrolle nicht einnehmen, weil die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung angesichts ihrer verfehlten Klimaziele beschädigt sei.

Der Klimaforscher Latif plädierte für eine "Koalition der Willigen", um Blockaden bei den UN-Klimaverhandlungen zu überwinden. Latif schlug vor, dass sich die EU, deren Vorhaben zur Klimaneutralität bis 2050 er lobte, Partner wie China suchen. In einem solchen Vorgehen steckten auch enorme wirtschaftliche Chancen.

Wenn sich die ökonomischen Hoffnungen erfüllen, dann werden auch die Blockiererländer wieder offen für Klimaschutz sein", sagte Latif der Frankfurter Rundschau.

Der FDP-Klimaexperte Lukas Köhler sagte der Welt, es müsse weiter miteinander geredet werden. Enttäuscht über den Ausgang des Gipfels zeigte sich auch die Linke. Parteichefin Katja Kipping sprach in der Welt von einer "Schande". Die neue Fraktionschefin Amira Mohamed Ali sagte der Welt, es sei "erschreckend", dass die Interessen der "Reichen und Mächtigen", mit einem klimaschädlichen Wirtschaftssystem weiter ungestört Profit zu machen, offenbar immer noch wichtiger seien, als das Interesse der Allgemeinheit nach einem intakten Planeten.

Entwicklungsminister Müller räumte ein: "Madrid war enttäuschend". Dennoch müsse gehandelt werden, etwa zur Einlösung des 100-Milliarden-Versprechens der Industrieländer zur Finanzierung der Anpassungsmaßnahmen in den Entwicklungsstaaten ab 2020.

Die G20 Staaten sind in der Verpflichtung zu handeln und müssen dazu nicht auf die nächste COP warten", mahnte der CSU-Politiker in Berlin.

Mittwoch

Boris Johnson: "Ich unterstütze keinen militärischen Einsatz der USA gegen den Iran"

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Der Kandidat für das Amt des britischen Premierministers Boris Johnson sagte am Montag, er würde einen militärischen Einsatz der USA gegen den Iran nicht unterstützen. Sein Herausforderer sieht das Interesse der USA an einem Krieg nicht gegeben.
Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran sind auch Thema im britischen Wahlkampf. Bei einer Debatte sagte der Kandidat auf das Amt des Premierministers Boris Johnson
Wäre ich jetzt Premierminister, würde ich die militärische Aktion gegen den Iran unterstützen? Die Antwort ist 'nein'. 
Johnson werden gute Chancen auf das Amt zugerechnet. Theresa May hatte nach mehrmaligen Niederlagen bei Abstimmungen über den Brexit-Vertrag im britischen Unterhaus ihren Rücktritt als Parteichefin erklärt. Johnson verspricht den Brexit durchzuführen und will versuchen, einen harten Brexit zu vermeiden. 
Sein Kontrahent im Wahlkampf, Außenminister Jeremy Hunt, verwies darauf, dass die Vereinten Staaten nicht auf Krieg gegen den Iran aus seien:
Das Risiko, das wir haben, ist etwas anderes, nämlich ein zufälliger Krieg, wenn in einer sehr angespannten und instabilen Situation etwas passiert. 
Die Spannungen zwischen Washington und Teheran wurden durch den Ausstieg der USA aus dem Nuklearabkommen im letzten Jahr ausgelöst. Seither leidet die iranische Bevölkerung unter den schweren Sanktionen. Anschuldigungen der USA, der Iran sei für Tankerangriffe verantwortlich, kamen hinzu. Beweise hierfür erbrachten die USA jedoch nicht. Der Abschuss einer US-Drohne, die in iranisches Gebiet eingedrungen war, hätte fast zur Eskalation geführt, als US-Präsident Donald Trump einen Vergeltungsschlag in letzter Minute abbrach.
Die Spannungen zwischen dem Iran und Großbritannien nahmen nach der Beschlagnahme eines Öltankers, der nach Ansicht der Briten und US-Amerikaner mit iranischem Öl nach Syrien unterwegs gewesen sein soll, zu.
Es besteht die Gefahr, dass das im Jahr 2015 unter der Präsidentschaft Barack Obamas geschlossene Nuklearabkommen ganz zerfällt. Der Iran setzte sich bereits über einige Auflagen des Abkommens hinweg. Für Jeremy Hunt gäbe es jedoch noch ein "schmales Fenster", um das Abkommen zu retten: 
Der Iran ist ein gutes Jahr davon entfernt, um eine Nuklearwaffe zu entwickeln. 
Von Deutschland, Großbritannien und Frankreich fordert der Iran die Umsetzung des versprochenen Warentausches, um die Handelsbeziehungen wieder zu normalisieren und Sanktionen zu umgehen. Aufgrund fehlender Fortschritte bei diesem Thema hatte der Iran seine Urananreicherung erhöht. Die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini sagte am Montag: 
Wir fordern den Iran auf, die Schritte rückgängig zu machen und zur vollständigen Einhaltung [des Abkommens] zurückzukehren. 
Die Entscheidung des Irans, die Urananreicherung zu erhöhen, so Mogherini, könne rückgängig gemacht werden.

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Dienstag

Rentenversicherung verstärkt Kampf gegen Schwarzarbeit

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Berlin (dts) - Die Deutsche Rentenversicherung verstärkt den Kampf gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung. Laut eines Berichtes der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe) kann sie dabei mit zusätzlichen Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe rechnen. Seit Jahresbeginn prüft eine neue Arbeitseinheit mit 135 Mitarbeitern, ob Arbeitgeber in Fällen des Verdachts auf Schwarzarbeit oder nach der Eröffnung von Insolvenzverfahren die Sozialversicherungsbeiträge für ihre Beschäftigten richtig abgeführt haben.

Im vergangenen Jahr summierten sich die Nachforderungen in diesen Fällen auf rund 190 Millionen Euro; dazu kamen Säumniszuschläge von 100 Millionen Euro. Durch die Bündelung von Ressourcen will die Deutsche Rentenversicherung die nicht planbaren Prüfungen noch schneller und effizienter vornehmen. Außerdem will sie noch besser mit der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls kooperieren. Die Rentenversicherung Bund kontrolliert jedes Jahr in mehr als 400.000 Betriebsprüfungen, ob Arbeitgeber die Beiträge zur Renten-, Kranken-, Pflege-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung korrekt berechnet und bezahlt haben. In den regulären Prüfungen forderte die Rentenversicherung im vergangenen Jahr 339 Millionen Euro an Beiträgen und Umlagen nach plus Säumniszuschläge von 31 Millionen Euro. In der Regel wird ein Betrieb turnusmäßig alle vier Jahre geprüft.