Montag

Bombe entschärft: Augsburger kehren in ihre Wohnungen zurück

Augsburg (dpa) - In einem fast vierstündigen Einsatz haben Spezialisten am ersten Weihnachtsfeiertag in Augsburg eine riesige britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft.

Noch am Abend kehrten viele der rund 54 000 Bürger zurück, die ihre Wohnungen bei der größten Evakuierungsaktion in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg verlassen mussten. Ein Großteil hatte bei Freunden oder Verwandten ausgeharrt oder war verreist, nur knapp Tausend kamen in die eingerichteten Notunterkünfte. Der 1,8 Tonnen schwere Blindgänger in der Innenstadt stellt nun keine Gefahr mehr dar und soll im Laufe der Woche abtransportiert werden.

Die erlösende Nachricht war gegen 19 Uhr gekommen: «Gute Nachricht: Die Bombe ist entschärft», teilte der Krisenstab der Stadt via Twitter mit. Tausende aus ganz Bayern angereiste Helfer von Bayerischem Roten Kreuz, Feuerwehren und Bereitschaftspolizei organisierten die Rückkehr der Menschen in ihre Wohnungen. Viele der Helfer waren in den frühen Morgenstunden aus ihren Heimatorten losgefahren - für sie wurde es letztlich ein 24-Stunden-Einsatz. Einige Bürger brachten zum Dank Plätzchen oder Kuchen vorbei.

Die Evakuierungsaktion war 5 Uhr morgens angelaufen: Mehr als 100 Busse und Straßenbahnen wurden losgeschickt, um die Bewohner aus der Sicherheitszone von eineinhalb Kilometern um die Bombe herum zu bringen. In den Mittagsstunden kontrollierten 900 Polizisten mit Unterstützung zahlreicher Feuerwehrleute die Räumung: Sie klingelten an den Häusern und fuhren mit Lautsprecherwagen durch die Straßen. Wer noch unterwegs war, wurde aus dem Gefahrenbereich gebracht - vereinzelt gab es Menschen, die sich zunächst weigerten.

Weil sich viele gehbehinderte Menschen erst kurzfristig bei den Behörden gemeldet und um Transport gebeten hatten, kam es zu Verzögerungen. Erst gegen 15 Uhr - etwa eine Stunde später als geplant - konnten sich die Bombenspezialisten an die Arbeit machen. Sie mussten mehrere Zünder aus der mehr als 70 Jahre alten Bombe entfernen. Der Blindgänger enthielt mit eineinhalb Tonnen das Mehrfache an Sprengstoff einer normalen Fliegerbombe.

Die Entschärfung war von der Stadt gezielt auf den Feiertag gelegt worden. An einem Werktag wäre eine Räumung eines so großen Gebietes nicht zu bewerkstelligen gewesen, erklärten die Verantwortlichen. Zahlreiche Fabriken und Büros hätten dann geschlossen werden müssen. Zudem sollte die gefährliche Bombe nicht weitere Tage in der Stadt herumliegen.

In Augsburg werden immer wieder Fliegerbomben entdeckt, noch nie allerdings eine so große. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg mehrfach von den Alliierten bombardiert. Die bislang bundesweit größte Evakuierung wegen einer Fliegerbombe gab es im Jahr 2011 in Koblenz, dort waren 45 000 Einwohner betroffen.

Taifun Nock-Ten wütet auf den Philippinen

Manila (dpa) - Mindestens fünf Menschen sind durch den Taifun Nock-Ten auf den Philippinen ums Leben gekommen. Mehr als 380 000 Menschen wurden nach Behördenangaben in Sicherheit gebracht - sie harrten über Weihnachten in Notunterkünften aus.

Heftiger Wind und starker Regen führten zu Schäden. Vielerorts brach die Stromversorgung zusammen, da die Orkanböen die Überlandleitungen zerstört hatten. Erdrutsche und umgestürzte Bäume machten viele Straßen unpassierbar. Häuser und Felder wurden zerstört.

Nach Angaben der philippinischen Polizei starben drei Menschen in der Provinz Albay. Eine 57-jährige Frau wurde demnach am Sonntagabend von einer Mauer in ihrem Haus erschlagen. Ein älteres Paar sei außerdem am Montagmorgen in einem Fluss ertrunken.

In der Gemeinde Mulanay in der Provinz Quezon wurde ein Mann von einer umstürzenden Palme erschlagen, als er versuchte, seine Familie in Sicherheit zu bringen, wie der Gouverneur der Provinz, David Suarez, sagte. Ebenfalls in der Provinz Quezon soll ein fünftes Opfer einen tödlichen Stromschlag erlitten haben.

Nock-Ten traf zwischen Sonntagabend und Montagmittag (Ortszeit) in verschiedenen Teilen des Inselstaates sieben Mal auf Land, wie es von der Wetterbehörde hieß. Als der Taifun am Sonntag die Gemeinde Bato in der Provinz Catanduanes erreichte, fegten die Böen mit teils 225 Stundenkilometern über Land.

Mehr als 12 000 Menschen saßen auf Schiffen in Seehäfen fest. Airlines sagten nationale und internationale Flüge ab.

Jedes Jahr treffen im Schnitt 20 Taifune die Philippinen. Im November 2013 kamen durch Taifun Haiyan mehr als 6000 Menschen ums Leben.

Dienstag

Anschlag in Berlin: Täter noch auf freiem Fuß?

Berlin (dpa) - Nach dem Attentat auf einen Berliner Weihnachtsmarkt ist der Täter womöglich noch auf freiem Fuß. Die Polizei hat Zweifel, ob sie den Richtigen festgenommen hat. «Es ist in der Tat unsicher, dass es der Fahrer war», sagte Polizeipräsident Klaus Kandt auf einer Pressekonferenz.

Die Zeitung «Die Welt» zitierte eine Quelle der Berliner Polizei mit den Worten: «Wir haben den falschen Mann.» Damit ergebe sich eine neue Lage. «Denn der wahre Täter ist noch bewaffnet auf freiem Fuß und kann neuen Schaden anrichten», habe es aus der Polizei geheißen.

Am Montagabend war ein Mann mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz im Herzen Berlins gerast. Zwölf Menschen starben, rund 50 wurden verletzt. Danach wurde ein 23 Jahre alter Mann festgenommen, der aus Pakistan kommen soll. Der Verdächtige hatte nach Ermittlerangaben die Tat abgestritten. Die Polizei rief die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf.

Polizeipräsident Kandt sagte der dpa: «Wir gehen davon aus, dass es einen Fahrer gab, entweder ist es der Mensch, den wir gefasst haben, oder nicht. Das klären wir gerade. Die Lage ist unklar.» Man untersuche Spuren im Lkw oder am Verdächtigen, die zur Tat passen. Fingerabdrücke, Blut, Schmauchspuren. das müssen wir klären.» Er ergänzte: «Ich stelle mich darauf ein, dass die gegenwärtige Lage noch länger andauert» - mindestens die nächsten Tage.

Im Führerhaus des Lastwagens war nach Angaben aus Sicherheitskreisen blutverschmierte Kleidung gefunden worden. Bei dem später in einiger Entfernung vom Tatort festgenommenen Tatverdächtigen sei dagegen keine mit Blut befleckte Kleidung gefunden worden. Ob dies darauf hindeuten könnte, dass der Mann noch im Lkw die Kleidung gewechselt haben könnte, blieb ebenfalls zunächst unklar.

Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen sollen sich kaum Spuren gefunden haben, die auf einen Kampf hindeuten, wie der «Spiegel» aus hochrangigen Ermittlerkreisen erfahren haben will. Zudem habe man keine typischen Schmauchspuren an seinem Körper gefunden, die auf eine Schussabgabe schließen lassen.

Bei dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt starben am Montagabend elf Besucher sowie ein polnischer Kraftfahrer. Er lenkte nach bisherigen Erkenntnissen den Lastwagen, bevor dieser in die Hände des Mannes fiel, der mit dem Sattelschlepper in die Menschenmenge fuhr. Auf den polnischen Lkw-Fahrer war geschossen worden.

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Nur ein Bruchteil der Flüchtlinge hat Jobs

Berlin (dpa) - Die Integration der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt kommt bislang nur in kleinen Schritten voran. Von Hunderttausenden Zuwanderern aus Syrien, dem Irak und anderen Ländern haben bisher einige zehntausend einen Job.

Positiv fällt die Bilanz laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für mehr als 50.000 Deutsche aus, die Arbeit durch den Flüchtlingszuzug haben. Der Beamtenbund dbb fordert Zehntausende weitere Stellen im öffentlichen Dienst für die Integration.

Die Mehrheit der Flüchtlinge werde nicht in ein oder zwei Jahren in Arbeit sein, sagte IAB-Direktor Joachim Möller der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wenn wir es geschafft haben, nach fünf Jahren 50 Prozent in Lohn und Brot zu bekommen, ist das sicherlich ein Erfolg.» Investiert werden müsse in Integration.

Von Dezember 2015 bis November 2016 schafften 34.000 Einwanderer aus den acht wichtigsten nichteuropäischen Asylherkunftsländern den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt. «Das sind unter anderem Syrien, Irak, Afghanistan, Nigeria und Eritrea», sagte Möller. 57 Prozent davon seien in der Leiharbeit, anderen wirtschaftsnahen Dienstleistungen und im Gastgewerbe. 406.000 arbeitssuchende Flüchtlinge sind bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern registriert, 160.000 davon als arbeitslos erfasst.

2015 und in den ersten elf Monaten 2016 beantragten laut Bundesinnenministerium knapp 1,2 Millionen Menschen hierzulande formell Asyl.

Im Ein-Euro-Job-Programm für Flüchtlinge gibt es rund vier Monate nach dem Start noch weit weniger solche Arbeitsgelegenheiten als insgesamt geplant. «Nach ersten Zahlen entstanden bisher rund 5000», sagte Möller. Das von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) initiierte Programm startete am 1. August und soll 100.000 öffentlich geförderte Jobs für Flüchtlinge schaffen.

Durch die Flüchtlingsmigration entstanden auch Arbeitsplätze. «Wir rechnen mit einer Größenordnung im mittleren fünfstelligen Bereich, mit etwa 50.000 oder 60.000», sagte Möller. «Beschäftigungszuwachs gab es etwa im Bau, bei außerschulischen Lehrtätigkeiten und Sprachlehrern, Wachleuten, Sozialarbeitern und in der öffentlichen Verwaltung.» Etwa Sprachlehrer, Sozialarbeiter, -pädagogen und Erzieher könne das Land angesichts künftiger Migration auch weiter gut gebrauchen.

Der Beamtenbund dbb forderte Zehntausende weitere zusätzliche Stellen. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge habe es bereits rund 5000 und bei der Bundespolizei etwa 2000 zusätzliche Stellen gegeben. «Doch bei den Kommunen, etwa im Erziehungsdienst, in den Schulen, bei der Justiz und den Landespolizeien klaffen noch immer große Lücken», sagte der dbb-Vorsitzende Klaus Dauderstädt der Deutschen Presse-Agentur. «Insgesamt schätzen wir den dadurch entstehenden zusätzlichen Personalbedarf auf rund 30.000 Stellen.»

Dauderstädt betonte: «Die Arbeit im öffentlichen Dienst ändert sich.» Ohne interkulturelle Kompetenz gehe es heute schon an vielen Stellen nicht mehr. Oft bräuchten die Mitarbeiter auch mehr Fremdsprachen. «Das ist ein längerfristiger Wandel, der auch angesichts künftiger Migration nicht aufhören wird.»

Für eine Bilanz über die Auswirkungen der Flüchtlinge auf die Wirtschaft ist es laut Möller zu früh. «Es wird vermutlich keine Überschussrechnung sein. Aber Vielfalt kann auch produktiv sein.»

Menschenrechtler: Immer weniger Christen im Nahen Osten

Berlin (dpa) - Die 2000-jährige Geschichte der Christenheit im Nahen Osten droht nach Einschätzung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unter dem Druck der Gewalt zu enden.

«Vor hundert Jahren stellten die Christen noch 20 Prozent der Gesamtbevölkerung im Nahen Osten, heute sind es kaum noch drei Prozent», sagte der GfbV-Nahost-Referent Kamal Sido.

Im Irak sei die große Mehrheit der Christen innerhalb der vergangenen drei Jahrzehnte vertrieben worden oder geflohen; ihre Zahl sei von 1,5 Millionen auf 300 000 geschrumpft. In Syrien bedrohe die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Ortschaften mit christlicher Bevölkerung. Die wenigen verbliebenen Christen in der Türkei gerieten durch das Wiederaufflammen des Kurdenkonfliktes und Maßnahmen der Regierung zunehmend in Bedrängnis.

Die GfbV rief auch dazu auf, die beiden im April 2013 entführten Bischöfe von Aleppo nicht zu vergessen. Ihr Schicksal spiegele die aussichtslose Lage der Christen in Syrien wider, sagte Sido. Die Bischöfe der syrisch-orthodoxen und der griechisch-orthodoxen Kirche hätten sich für Versöhnung und Dialog ausgesprochen. Ihr Engagement für die Menschenrechte im Bürgerkrieg müsse allen ein Vorbild sein.