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Ex-Diplomat: Unzufriedenheit der Nordkoreaner wächst

Seoul (dpa) - Im weitgehend abgeschotteten Nordkorea wächst nach Angaben eines geflüchteten früheren Diplomaten die Unzufriedenheit mit dem Regime von Kim Jong Un. Diese äußere sich «in abweichenden Meinungen oder in Kritik», die immer häufiger zu hören sei.

Das sagte der frühere stellvertretende Botschafter in London, Thae Yong Ho, in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Auch wenn dies noch auf niedrigem Niveau stattfinde, so sei das vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. «Widerstand von sehr kleinem Umfang macht sich breit.»

Dabei äußert laut Thae nicht nur Pjöngjangs Elite offen Kritik. Er deutete an, dass es auch auf den Märkten zivilen Ungehorsam gebe. Die älteren Verkäuferinnen etwa setzten sich immer mehr über die Anordungen der Behörden hinweg. 

Thae hatte sich im vergangenen August gemeinsam mit seiner Frau und zwei Söhnen nach Südkorea abgesetzt. Seit seiner Ankunft gab er zahlreiche Interviews, um über sein Leben als Diplomat und die Realität in Nordkorea zu erzählen sowie Kritik an Kim zu äußern.