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Eine Gesellschaft ohne Bargeld würde die Armen als erstes treffen

Bargeldloses Bezahlen wird immer beliebter. Egal, ob mit EC- oder Kreditkarte oder gleich mit Mobile Payment - das Bezahlen mittels elektronischer Transaktionen verbreitet sich immer weiter. Dementsprechend gehen Bargeldtransaktionen weltweit zurück. So sehr sogar, dass mancherorts über die Abschaffung von Bargeld diskutiert wird. Es gibt vieles, was gegen die Abschaffung des Bargelds spricht, aber durchaus auch Argumente dafür. Was gerne übersehen wird: Die ersten, die unter der Abschaffung von Bargeld zu leiden hätten, wären die ärmsten der Armen. 

Im November 2016 gab der Premierminister von Indien, Narendra Modi, bekannt, dass Geldscheine mit dem Wert von 100 und 500 Rupien aus dem Zahlungsverkehr entfernt werden - 500 Rupien entsprechen ungefähr 7,20 Euro. Mit diesem Schritt wollte Modi den Bargeldgebrauch zurückgehen lassen und das Land in Richtung einer digitalisierten, bargeldlosen Wirtschaft drücken. Gleichzeitig forcierte Modi den Vormarsch von digitalen Zahlungsmöglichkeiten im täglichen Leben. Gerade für kleinere Geschäfte stellt es sich aber als schwierig dar, entsprechende Zahlungsmöglichkeiten anzubieten.

In der EU ist die "bargeldlose Revolution" weiter fortgeschritten. Schweden ist auf dem Weg in eine bargeldlose Gesellschaft - möglicherweise wird es bereits 2030 so weit sein. Dies ist im täglichen Leben zwar eventuell mit vielen Annehmlichkeiten verbunden, aber gleichzeitig bevorzugt eine bargeldlose Gesellschaft auch die Mittel- und die Oberschicht. 

Untere Gesellschaftsschichten bleiben auf der Strecke. Die Unterschicht und speziell Obdachlose und generell ärmere Bevölkerungsschichten bleiben in einer bargeldlosen Wirtschaft schnell zurück. Das fängt bereits damit an, dass das klassische "Betteln" in einer bargeldlosen Gesellschaft deutlich schwieriger ist und geht damit weiter, dass der Zugang zu entsprechenden Technologien für ärmere Menschen deutlich schwieriger ist. 
Allerdings gibt es inzwischen diverse Ansätze, die Zahlungssysteme etablieren wollen, für die nicht mehr als ein Mobiltelefon benötigt wird. In Kenia und Zimbabwe gibt es Systeme, mit denen die Nutzer Geld per SMS zwischen Mobiltelefonen hin und her schicken können. 
Solange es aber an günstigen, zugänglichen Systemen fehlt, mit denen auch ärmere Personen, möglicherweise sogar ohne Bankkonto, am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen können, verbreitert die Entwicklung in Richtung einer bargeldlosen Wirtschaft lediglich die Lücke zwischen arm und reich.

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