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Klimawandel: Methan kann gut für das globale Klima sein

Ein verblüffendes Ergebnis hat die Forschungsfahrt eines internationalen Wissenschaftlerteams nach Spitzbergen gebracht. Methan, eigentlich ein weitaus gefährlicheres Klimagas als Kohlendioxid (CO2), sorgt dafür, dass der Ozean gigantische Mengen an CO2 schluckt, den Klimawandel also verlangsamt. Die Wissenschaftler, darunter Vertreter des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung (Geomar) in Kiel, unternahmen ihre Messfahrt mit dem norwegischen Forschungsschiff Helmer Hanssen.

2000 Mal mehr Kohlendioxid

Vor der Küste der Inselgruppe im hohen Norden gibt es am Meeresboden mehrere natürliche Methanquellen. Das Team interessierte sich für den Gasaustausch zwischen Meer und Atmosphäre. Ausgerechnet über den Methanquellen, so das Ergebnis der Messungen, absorbierte der Ozean 2000 Mal mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Methan umgekehrt in die Atmosphäre gelangte. „Sogar wenn man die stärkere Treibhauswirkung des Methans herausrechnet, haben wir in diesen Bereichen also eine negative Wirkung auf den Treibhauseffekt“, sagt Geomar-Professor Jens Greinert, der an der Messfahrt teilnahm.

Die Methanquellen vor Spitzbergen liegen in einer Tiefe von 80 bis 2600 Metern. Die Analyse der gewonnenen Daten bestätigte, dass das Methan von den in Wassertiefen von 80 bis 90 Metern gelegenen Blasenquellen die Atmosphäre erreicht. Allerdings zeigten die Daten auch, dass die obersten Wasserschichten große Mengen an Kohlendioxid absorbierten. „Die CO2-Aufnahme über den Methanquellen war deutlich größer als in benachbarten Seegebieten, wo kein Methan aus dem Meeresboden entweicht“, so Greinert.

Algenwachstum beschleunigt

Ursache dieses scheinbaren Widerspruchs sind Algen, die Sonnenlicht nutzen, um Biomasse zu erzeugen. Dazu brauchen sie zusätzlich Kohlendioxid und Dünger, der ihnen in Form von Methan über den Unterwasserquellen und nährstoffreichem Wasser, das die Bläschen an die Oberfläche transportieren, reichlich zur Verfügung steht.

„Wenn das, was wir in der Nähe von Spitzbergen beobachtet haben, auch an anderen Orten vorkommt, könnte es bedeuten, dass Gebiete mit natürlichen Methan-Quellen in flachen Randregionen der Ozeane nicht notwendigerweise einen wärmenden Effekt auf das Klima haben, sondern es durch die deutlich größere CO2-Aufnahme zu einem kühlenden Effekt kommt“, meint Professor John Pohlman vom U.S. Geological Survey, der ebenfalls beteiligt war. Das wiederum würde bedeuten, dass die Modelle, mit denen die Klimaveränderungen prognostiziert werden, angepasst werden müssten.

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