Sonntag

Europa: Die Kluft zwischen Le Pen und Macron ist tief

Paris (dpa) - Die rechte französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen und ihr Konkurrent Macron haben völlig unterschiedliche Vorstellungen über den Platz Frankreichs in Europa.

Le Pen will Frankreich «seine Souveränität zurückgeben» und verspricht ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft. Zudem will sie das Ende des Euro als normales Zahlungsmittel und raus aus dem Schengenraum, der Reisen ohne Grenzkontrollen bedeutet.

Der frühere Wirtschaftsminister Macron strebt hingegen an, die Eurozone in einer engen Partnerschaft mit Deutschland zu reformieren. Dabei legt der 39-Jährige die Latte hoch. Die Eurozone mit 19 Ländern soll einen eigenen Haushalt, ein Parlament und einen Finanzminister bekommen. Diese Pläne sind zwar alles andere als neu, wurden aber bisher nicht in die Tat umgesetzt.

Beim Reizthema Euroaustritt beschwichtigte Le Pen zuletzt, denn viele Franzosen lehnen ihn ab. Die 48-Jährige sorgte damit unmittelbar vor der Stichwahl für Verwirrung. Sie will mit anderen Euro-Ländern eine Rückkehr zu nationalen Währungen aushandeln. Parallel soll es aber weiter auch eine gemeinsame Währung geben - die aber nur für Staaten, Zentralbanken und Großunternehmen Bedeutung hat.

Macron kritisiert Le Pens Vorhaben als «Unsinn». Experten warnen, ein französischer Euroaustritt könnte unabsehbare Folgen für Wirtschaft und Politik haben und ein tödlicher Schlag für die Eurozone sein, vielleicht sogar für die gesamte EU.

Le Pen vertritt ein unabhängiges Frankreich, das seine Grenzen selbst kontrolliert. Sie wirft Macron vor, sich der EU und dem stärksten Mitgliedsstaat Deutschland zu unterwerfen. «Frankreich wird auf jeden Fall von einer Frau geführt werden. Das werde entweder ich sein oder Frau Merkel», lautet Le Pens Credo.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen