Dienstag

Unter Mindestlohn: Mehr Kontrollen bei Minijobs gefordert

Düsseldorf/Berlin (dpa) - Vielen Minijobbern in Deutschland wurde der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn im Jahr der Einführung vorenthalten. Einer Studie zufolge bekamen 2015 knapp die Hälfte dieser geringfügig Beschäftigten weniger als 8,50 Euro brutto die Stunde, die Arbeitgeber damals mindestens zahlen mussten.

Jeder Fünfte erhielt nicht einmal 5,50 Euro, ergab eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die am Montag veröffentlicht wurde. Der Mindestlohn gilt seit Januar 2015. Inzwischen wurde er auf 8,84 Euro erhöht.

Über die Studie hatte zuerst die «Süddeutsche Zeitung» berichtet. Es habe offensichtlich «zahlreiche Verstöße von Arbeitgebern» gegeben, heißt es darin. Im Ergebnis habe sich die Lohnsituation für Minijobber nur «partiell verbessert»: 2014 vor dem Mindestlohn hätten etwa 60 Prozent der erfassten Minijobber weniger als 8,50 Euro verdient, 2015 nach der Rechtsänderung sank der Anteil nur leicht auf etwa die Hälfte.

Eine Sprecherin des Arbeitsministeriums sagte, Befragungen wie die des WSI seien «immer mit Unschärfen und Messungenauigkeiten verbunden». Die Angaben der Befragten zu ihren Arbeitszeiten seien nicht immer präzise. Andere Studien mit zum Teil größeren Befragtenzahlen belegten die Aussagen des WSI nicht. Das Statistische Bundesamt habe zudem ermittelt, dass gerade die Stundenlöhne von geringfügig Beschäftigten 2015 überdurchschnittlich stark gestiegen seien. Verstöße gegen das Mindestlohngesetz könnten aber nicht ausgeschlossen werden.

Grundlage für die WSI-Studie waren Daten von mehreren tausend Minijobbern, die die Bundesanstalt für Arbeit 2015 erhoben hatte. Neuere Zahlen liegen laut WSI noch nicht vor.

Kritiker monieren vor allem fehlende Kontrollen der sogenannten 450-Euro-Jobs, bei denen die Arbeitnehmer weder Steuern noch Sozialabgaben zahlen müssen. Da die Verdienstobergrenze bei diesen geringfügigen Arbeitsverhältnissen festgelegt ist, kann eine Erhöhung des Stundenlohns nur über eine Verringerung der Arbeitszeit erfolgen.

«Es rächt sich, dass die Bundesregierung die Kontrollen des Mindestlohns sträflich vernachlässigt hat», befand Brigitte Pothmer, Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik bei den Grünen. «Durch diese krummen Touren gerät das Erfolgsprojekt Mindestlohn in Misskredit.» Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) habe sich «zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht».

Auch Linken-Parteichef Bernd Riexinger ging die Arbeitsministerin an: «Wo sind die versprochenen Kontrollen, Frau Nahles? Hälfte der Minijobber wird der sowieso zu niedrige Mindestlohn vorenthalten!», schrieb er auf Twitter.

Die SPD-Arbeitsmarktpolitikerin Katja Mast betonte: «Der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn wirkt - das zeigen alle Zahlen. Gegen gesetzeswidrige Arbeitsverhältnisse hilft nur der Rechtsstaat - Kontrollen, Klagen und Strafen.»

Das Bundesfinanzministerium verwies darauf, dass der für die Mindestlohnkontrollen zuständige Teil der Zollverwaltung personell deutlich verstärkt werde. Insgesamt seien 1600 neue Stellen vorgesehen, die seit 2015 über einen Zeitraum von fünf Jahren nach und nach besetzt würden.

Ein Sprecher der Minijob-Zentrale appellierte an die Arbeitgeber, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten: «Mindestlohn, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaubsgeld gelten auch für Minijobber», sagte er. Auch die Arbeitnehmer sollten sich besser über ihre Rechte informieren.

Montag

Morde in Kufstein und Endingen: Polizei prüft Fernrouten

Endingen (dpa) - Auf der Suche nach dem zweifachen Mörder von Kufstein und Endingen untersucht die Polizei die Verbindungen zwischen den beiden Orten in Österreich und Baden-Württemberg. Pendler- und Fernfahrerrouten würden eingehend überprüft, sagte ein Polizeisprecher in Freiburg.

Dazu bitten die Beamten auch um Hinweise. Die Verbindung zwischen zwei Orten und Taten sei die wesentliche Spur, die zum Täter führen könne.

Der Unbekannte hatte den Ermittlungen zufolge im Januar 2014 im österreichischen Kufstein eine 20 Jahre alte französische Studentin mit einer Eisenstange erschlagen. Im November vergangenen Jahres soll er im rund 400 Kilometer entfernten Endingen bei Freiburg eine 27 Jahre alte Joggerin getötet haben. In beiden Fällen wurden die Opfer sexuell missbraucht.

An den zwei Orten wurden identische DNA-Spuren eines unbekannten Mannes gefunden. In Österreich diente ihm laut Polizei als Tatwaffe eine Eisenstange, die im Lkw-Gewerbe genutzt wird. Gesucht werde daher verstärkt in der Lastwagen- und Speditionsbranche. Daten zur Erfassung der Lkw-Maut auf Autobahnen könnten die Ermittler nicht nutzen. Dies erlaubten die Gesetze nicht, sagte der Sprecher. Bei der Suche nach dem Unbekannten arbeite die Polizei grenzüberschreitend eng zusammen, hieß es weiter.

Einen Bericht der «Bild am Sonntag», wonach die Polizei einen möglichen Zusammenhang mit einer weiteren Tat im hessischen Hanau prüft, wollten die Ermittler am Sonntag nicht kommentieren.

Im Endinger Fall wurde die Tatwaffe bislang nicht gefunden. Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass der Täter auch hier eine Eisenstange nutzte. Für entscheidende Hinweise sind in diesem Fall nach Angaben der Staatsanwaltschaft insgesamt 28 500 Euro Belohnung ausgesetzt. Laut «Badischer Zeitung» hat die Polizei seit Bekanntwerden der Verbindung zwischen den beiden Fällen schon gut 100 neue Hinweise erhalten.

Das von der österreichischen Polizei 2014 veröffentlichte Phantombild des Gesuchten verwende die deutsche Polizei bewusst nicht, sagte Polizeisprecher Walter Roth. Es sei drei Jahre alt und entstanden nach Angaben einer Zeugin, die den Täter im Dunkeln nur Sekundenbruchteile gesehen habe. Es sei für den Fall in Endingen daher nicht unbedingt aussagekräftig und könnte Zeugen in die Irre führen. So könnte der kleine Bart auf dem Phantombild auch ein Schatten gewesen sein. Die Ermittler müssten davon ausgehen, dass sich das Aussehen des Täters mittlerweile verändert habe. Zudem sei die Kleidung nicht mehr aktuell.

Einen Zusammenhang zu einem Sexualmord an einer 19 Jahre alten Studentin Mitte Oktober in Freiburg sehen die Ermittler nicht. Verdächtig in diesem Fall ist ein junger Flüchtling aus Afghanistan. Er sitzt seit seiner Festnahme Anfang Dezember in Untersuchungshaft.

Seehofer: Merkel wird gemeinsame Kanzlerkandidatin der Union

Berlin (dpa) - Trotz des heftigen Streits um die Flüchtlingspolitik unterstützt die CSU Angela Merkel im anstehenden Wahlkampf als gemeinsame Kanzlerkandidatin von CDU und CSU.

Dies hat CSU-Chef Horst Seehofer eine Woche vor einem Treffen der Unionsspitzen in München bekanntgegeben. «Angela Merkel wird nach diesem Gipfel die gemeinsame Kanzlerkandidatin von CSU und CDU sein», sagte der bayerische Ministerpräsident der «Bild am Sonntag».

Zur Vorbereitung des Treffens reiste Seehofer am Sonntag zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Merkel nach Berlin. Im Bundeskanzleramt sollte es um die Themen des «Versöhnungsgipfels» am 5. und 6. Februar in München gehen. Das lange geplante Treffen hatte die CSU ostentativ zur Disposition gestellt, um ihrer Forderung nach einer Obergrenze in der Flüchtlingspolitik Nachdruck zu verleihen. Nach endlosem Hickhack stand erst am Freitag fest, dass das Treffen der Parteispitzen tatsächlich stattfinden wird.

In dem Versöhnungsprozess geht es darum, das Zerwürfnis innerhalb der Union zu überwinden. Allerdings soll die CSU-Forderung nach einer Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen von 200 000 Menschen im Jahr bei dem Treffen in der CSU-Landesleitung ausgeklammert werden.

Welche Absprachen Merkel und Seehofer bei ihrem vorbereitenden Treffen am Sonntag treffen, sollte vertraulich bleiben; eine Presseinformation war nicht vorgesehen. Die Stimmung dürfte jedoch gut sein, sagten Insider mit Blick auf das klare Bekenntnis Seehofers zu Merkels Kandidatur. «Die Kanzlerin wird nicht unglücklich sein, dass das Treffen unter diesen Vorzeichen stattfindet.»

Merkel repräsentiere Deutschland nicht nur erstklassig, sondern führe auch auf internationaler Ebene, begründete Seehofer seinen Standpunkt in der «BamS». Mit ihr könne die CSU die meisten ihrer Vorstellungen realisieren: «Es geht um die Sicherheit in unserem Land, aber auch um soziale Gerechtigkeit für Familien, die Sicherheit der Rente, die Anliegen der kleinen Leute und um Ordnung und Orientierung bei der Zuwanderung.»

Seehofer pochte allerdings weiter auf eine feste Obergrenze für den Zuzug von Flüchtlingen. Diese will er in den «Bayern-Plan» der CSU aufnehmen und dann nach der Bundestagswahl zur Bedingung für eine erneute Beteiligung seiner Partei an der Bundesregierung machen. «Wir geben unsere Position in dieser Frage nicht auf, weil sie richtig ist und weil wir unsere Glaubwürdigkeit nicht beschädigen werden», sagte er. «Da gilt das Gleiche wie bei der Pkw-Maut vor vier Jahren: ohne Obergrenze keine Koalition mit der CSU.»

Auch bei europapolitischen Inhalten hat sich die CSU positioniert und fordert eine grundlegende Reform der Europäischen Union. «Jetzt fordern wir nach 60 Jahren europäischer Einigung einen Systemcheck, welche Aufgaben zwingend auf EU-Ebene und welche sinnvoller auf Bundes- und Länderebene angesiedelt werden», heißt es in einem sechsseitigen Papier, das am Montag vom Parteivorstand in München beschlossen werden soll und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatte bereits die «Passauer Neue Presse» daraus berichtet.

«Für uns ist 2017 das Schlüsseljahr, ob Europa eine gute Zukunft hat», sagte Parteivize Manfred Weber der dpa. Der Niederbayer, der auch Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europaparlament ist, hatte das Papier maßgeblich mitgeschrieben. Demnach müsse sich die EU vom Klein-Klein verabschieden, erwachsen werden und mehr Verantwortung übernehmen. Stabilität und Haftungsprinzip müssten Leitmotive bei der Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Währungsunion sein. Dazu gehöre sowohl das Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank als auch eine klare Absage an die Vergemeinschaftung wirtschaftliche Risiken und Verluste unter den EU-Mitgliedsstaaten.

Wie für Bayern und ganz Deutschland fordert die CSU auch in Europa eine deutliche Verschärfung der Sicherheitspolitik. Zudem soll es das endgültige Aus für jegliche Beitrittsgespräche mit der Türkei und eine europaweite Verteilung von Flüchtlingen mit festen Obergrenzen geben. Angestrebt werde auch eine europäischen Armee.

Sonntag

Schäuble: Flüchtlingspolitik 2015 «aus dem Ruder gelaufen»

Berlin (dpa) - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble räumt mit Blick auf den Zustrom Hunderttausender Migranten nach Deutschland Fehler der Bundesregierung in der Flüchtlingspolitik ein.

Inzwischen versuche die Regierung aber, «vieles von dem, was uns 2015 aus dem Ruder gelaufen ist, besser zu machen», sagte Schäuble der «Welt am Sonntag». «Wir Politiker sind Menschen, auch wir machen Fehler. Aber man kann wenigstens aus Fehlern lernen.»

2015 waren knapp 900.000 Asylsuchende zumeist über sichere Drittstaaten wie Österreich nach Deutschland eingereist, ohne dass sie gemäß den EU-Regeln zurückgewiesen oder an der Grenze intensiv überprüft wurden. Erst die Abriegelung der Fluchtroute über den Balkan und das EU-Abkommen mit der Türkei bremsten den Flüchtlingszuzug. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat inzwischen ebenfalls mehrfach betont, dass sich eine Situation wie im Spätsommer 2015 nicht wiederholen dürfe.

Schäuble erklärte, Deutschland sei wegen der vergleichsweise hohen Sozialleistungen so beliebt bei Flüchtlingen und Migranten. Er brachte deswegen eine Angleichung der Standards in der Europäischen Union (EU) ins Gespräch. «Wir haben bei den sozialen Leistungen viel höhere Standards als die meisten europäischen Länder. Deswegen wollen so viele nach Deutschland.» Die Überprüfung, ob jemand Leistungen zu Recht bezieht, sei aufwendig. «Wenn wir uns das nicht mehr leisten wollen, dann müssen wir gucken, ob wir mit den anderen EU-Ländern auf einen gemeinsamen, einheitlichen Sozialstandard kommen. Bisher ist das in Deutschland ein Tabu.» Er warnte, in Zukunft würden immer mehr Menschen nach Europa drängen.

Empörung nach Exzessen in Bundeswehrkaserne

Berlin/Pfullendorf (dpa) - Der Skandal um sexuelle Nötigung, Mobbing und Demütigungen in einer baden-württembergischen Kaserne hat Empörung und den Ruf nach massiven Konsequenzen für Verantwortliche ausgelöst.

«Es betrifft etliche Soldaten und Vorgesetzte», sagte der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), der «Bild»-Zeitung: «Es wird jetzt hart durchgegriffen.»

Ähnlich hatte sich zuvor Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) geäußert. Die Vorgänge in der Pfullendorfer Staufer-Kaserne bei Sigmaringen rufen auch den ranghöchsten Soldaten der Bundeswehr auf den Plan: Generalinspekteur Volker Wieker werde «in den nächsten Tagen» in den Heeresstandort fahren, um sich die Vorgänge darstellen zu lassen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Samstag der Deutschen Presse-Agentur zu einem Bericht des Südwestrundfunks (SWR).

Bartels nannte die Vorfälle in Pfullendorf «absolut inakzeptabel». Er sagte der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung», möglicherweise habe es dort «noch Restbestände von einem Machoverhalten» gegeben. Bartels betonte: «Trainingsmethoden müssen immer mit der Menschenwürde vereinbar sein.»

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte dem SWR: «Da wurde offensichtlich die notwendige Härte in der Ausbildung mit menschenverachtender Dummheit verwechselt.» Er selbst habe «vor einiger Zeit einen Standortbesuch in Pfullendorf gemacht. Ich war dort nicht sehr erwünscht, das hat mir schon zu denken gegeben.» Er sei mit einem Gefühl gegangen, dass die Kaserne in keinem guten Zustand sei, sagte Arnold dem Sender.

In der Elite-Ausbildungskaserne gehen Bundeswehr und Justiz Hinweisen auf Gewaltexzesse und schwerwiegendes Fehlverhalten nach. Sieben Soldaten wurden vom Dienst suspendiert und sollen fristlos entlassen werden, zudem wurden mehrere Disziplinarverfahren und Versetzungen angeordnet. Zuerst hatte «Spiegel Online» am Freitag über die Vorfälle berichtet.

Demnach gab es in Pfullendorf unter anderem «sexuell-sadistische Praktiken» sowie Gewaltrituale. Von der Leyen reagierte empört: Die Vorgänge seien «abstoßend und (...) widerwärtig». Generalinspekteur Wieker halte sie «auf dem Laufenden über den Fortgang der Untersuchungen». Die Vorgänge würden «mit aller Härte aufgeklärt», versicherte die Ministerin.

Die Bundeswehr schaltete die Staatsanwaltschaft Hechingen ein und stellte Strafanzeige gegen mehrere Soldaten, wie ein Sprecher der Anklagebehörde am Freitagabend mitteilte. Es geht um den Verdacht der Freiheitsberaubung, der gefährlichen Körperverletzung, Gewaltdarstellung und Nötigung. Heeresinspekteur Jörg Vollmer erklärte: «Verstöße gegen die Innere Führung werden im Heer nicht geduldet und mit aller Konsequenz geahndet.»

Im Oktober 2016 wandte sich nach «Spiegel»-Informationen ein weiblicher Leutnant aus dem Sanitätsbereich an den Wehrbeauftragten Bartels und direkt an Ministerin von der Leyen. Die Frau habe beschrieben, dass sich Rekruten bei der Ausbildung vor den Kameraden nackt ausziehen mussten. «Vorgesetzte filmten mit, angeblich zu Ausbildungszwecken», schrieb «Spiegel Online». Die Rede sei auch von medizinisch unsinnigen, sexuell motivierten Übungen.

Das Pfullendorfer Zentrum schult nationale und internationale Spezialkräfte. Angeboten werden unter anderem Lehrgänge für Scharfschützen sowie Führungspersonal von Spezialkräften. Zudem werden die Soldaten etwa im Nahkampf trainiert oder auf das Überleben und Verhalten in Gefangenschaft oder in isolierter Lage vorbereitet.

Schon häufiger wurden Exzesse bei der Bundeswehr bekannt - zuletzt im Februar 2010 entwürdigende Aufnahmerituale der Gebirgsjäger im oberbayerischen Mittenwald. Neulinge in der Edelweiß-Kaserne mussten einen «Fuxtest» über sich ergehen lassen, mit dem Essen roher Schweineleber und Alkoholkonsum bis zum Erbrechen. Nach Aussagen aus Mittenwald gingen damals beim Wehrbeauftragten Schreiben von Soldaten aus weiteren Kasernen ein, die von ähnlichen Praktiken berichten.

Trump und die neue Eiszeit in Amerika

Mexiko-Stadt (dpa) - Eine Woche im Amt und schon hat Donald Trump die Welt ziemlich auf den Kopf gestellt. Vor allem das Nachbarland Mexiko ist fassungslos.

Die «Washington Post» zeigt den am liebsten per Federstrich agierenden Trump in Uniform und spricht vom «Caudillo Yanqui», dem «ersten lateinamerikanischen Präsidenten der USA». Denn dort ist man solchen Populismus schon fast gewohnt - aber Trump könnte nun die Nachbarn im Süden in die Arme anderer Partner treiben.

Boliviens Präsident Evo Morales meint: «Ich appelliere an unsere mexikanischen Brüder: Schaut nach Süden.» Vor allem zwei Dinge haben die Dinge ins Wanken gebracht. Erstens: Der Ausstieg der USA aus der geplanten größten Freihandelszone der Welt, der Trans-Pazifischen Partnerschaft (TPP). Zweitens: Die Drohung mit einer Sondersteuer auf mexikanische Produkte in Höhe von 20 Prozent, um damit eine «große, schöne Mauer» entlang der über 3000 Kilometer langen Grenze zu bauen.

Und es lässt aufhorchen, dass der Import von Zitronen aus Argentinien gestoppt worden ist. Dabei galt die Regierung des liberalen Präsidenten Mauricio Macri als neuer wichtiger Partner, nach Jahren des Protektionismus unter den linken Vorgängerregierungen. Trumps Vorgänger Barack Obama war dort und tanzte in Buenos Aires Tango.

Auch wenn völlig unklar ist, ob sich die ganzen Maßnahmen umsetzen lassen, ob der US-Kongress mitspielt, Trump will Worten Taten folgen lassen. Im Fall von Mexiko könnten die USA mit so einer Steuer pro Jahr zehn Milliarden US-Dollar einnehmen, meint sein Sprecher Sean Spicer. So sei die Mauer leicht zu bezahlen. Er ruderte später etwas zurück, sprach von einem Beispiel, aber die Idee ist nun in der Welt.

Doch dies könnte - neben dem Aus für das Freihandelsabkommen Nafta mit Kanada und Mexiko - in der Region eine neue Zollspirale in Gang setzen. «Vereinfacht gesagt: Jeder politische Vorschlag, der die Kosten von Corona, Tequila oder Margaritas erhöht, ist eine mordsmäßig schlechte Idee. Sehr traurig», meint der republikanische Senator Lindsey Graham in Anspielung auf Trump und seine Botschaften.

Angesichts der Konfrontation mit Trump und der Absage eines Treffens beider Präsidenten will sich Mexiko unabhängiger von den USA machen. «Wir werden unsere wirtschaftlichen Beziehungen diversifizieren», kündigte Präsident Enrique Peña Nieto an. Mexiko will sein Verhältnis zu Argentinien und Brasilien stärken und das Freihandelsabkommen mit der EU modernisieren, der Handel mit Asien soll ausgebaut werden. Aber: Mexiko ist wirtschaftlich eng mit den USA verbunden. 80 Prozent der Exporte gehen in die Vereinigten Staaten. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern beträgt über 500 Milliarden US-Dollar.

Das Land hat durchaus andere Optionen. Mexiko hat Freihandelsabkommen mit über 40 Staaten und Regionen unterzeichnet. Gerade für die Automobilindustrie in das Land attraktiv. Es verfügt über eine gut ausgebaute Infrastruktur, ein großes Netz an Zulieferbetrieben und relativ gut ausgebildete Arbeitskräfte. Die Lohnkosten sind mittlerweile niedriger als in China. Auch geografisch liegt Mexiko günstig - zwischen Süd- und Nordamerika, zwischen Asien und Europa.

«Dank unserer privilegierten Lage zwischen dem Atlantischen und Pazifischen Ozean haben wir uns zu einem Logistikzentrum für Unternehmen entwickelt», betont Peña Nieto. «Wir sind eine Brücke zwischen verschiedenen Regionen der Welt.» Die Abkehr von den USA könnte sich auch weiter im Süden verstärken. Früher war Lateinamerika «Hinterhof» der USA, im Ost-West-Konflikt wurden zweifelhafte Regime gestützt, Milliarden für Militärpartnerschaften ausgegeben. Seit Jahren, gerade in der Ära der Linksregierungen, ist der Einfluss zurückgegangen. China wurde vielerorts zum dominanten Partner.

Wer heute nach Bolivien oder Ecuador fährt, vor 15 Jahren noch Armenhäuser des Kontinents, sieht immer öfter: neue Flughäfen, modernisierte Straßen, Kraftwerke, gebaut von chinesischen Firmen. Im Gegenzug gibt es Zugänge zu Öl- und Gasreserven. In Bolivien buhlt China um die Ausbeutung der weltgrößten Lithiumvorkommen, wichtig für die Herstellung zum Beispiel von E-Auto-Batterien. Und China will sogar eine Zuglinie vom Atlantik zum Pazifik bauen, um Handelswege Richtung Asien zu verkürzen - und um den Handel weiter auszubauen.

Während Trump die USA einmauern will, können hier geopolitisch die Karten bald ganz neu gemischt werden. Das zeigte sich schon beim Asien-Pazifik-Gipfel (Apec) im vergangenen November in der peruanischen Hauptstadt Lima. Obama kämpfte dort verzweifelt um sein TPP-Projekt, mit der Freihandelszone ohne China sollte eigentlich dessen Einfluss in der Region etwas gemindert werden. Nun könnte China mit den verbliebenen elf Partnern ein neues Abkommen schmieden - aus Lateinamerika sind Mexiko, Chile und Peru bisher bei TPP dabei.

Wie zuletzt auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos schwang sich Chinas Staatspräsident Xi Jinping in Lima zum Prediger für mehr Freihandel und weniger Zölle auf. Aber auch die Europäische Union könnte an Einfluss in Südamerika gewinnen: Seit Jahren verhandelt man über ein Freihandelsabkommen mit dem Mercosur-Bündnis. Nachdem dieses das sozialistische Venezuela suspendiert hat, könnten die laufenden Verhandlungen in ein Abkommen münden - neben Paraguay und Uruguay sind auch die wichtigen Player Argentinien und Brasilien Mitglieder.

In den Verhandlungen wurde zuletzt von Mercosur-Seite die Palette zollfreier Exportprodukte von 87 auf 93 Prozent aufgestockt. Damit würde die EU-Forderung von mindestens 92 Prozent erfüllt. Zunehmend gebuhlt wird übrigens auch um den ökonomischen Aufsteiger der Region, Kolumbien: Rohstoffreich und ein neuer Touristen-Hotspot - durch den Friedensprozess und das Ende des Guerillakampfes der Farc bieten sich hier lukrative Möglichkeiten. Gerade erst war Frankreichs Präsident François Hollande zu Gast - er kam auch als ein Handelsreisender.

Samstag

Merkel und Hollande wollen starkes und menschliches Europa

Berlin (dpa) - Unter dem Eindruck von wachsendem Rechtspopulismus in Europa, des Brexits und Provokationen von US-Präsident Donald Trump rufen Deutschland und Frankreich die EU dringend zu mehr Zusammenhalt auf.

«Wir sehen, dass sich die globalen Rahmenbedingungen dramatisch und schnell ändern», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Treffen mit Frankreichs Staatschef François Hollande im Kanzleramt. Die Europäische Union stehe vor großen internen und externen Herausforderungen, «die wir nur gemeinsam meistern können», mahnte Merkel.

In Trauer vereint legten beide am Berliner Breitscheidplatz, dem Ort des islamistischen Lastwagen-Anschlags vom 19. Dezember mit zwölf Toten, weiße Rosen nieder. Hollande sagte mit Blick auf Merkels Solidarität nach den Terroranschlägen von Paris und Nizza: «Wenn Frankreich angegriffen wurde, stand Angela Merkel an meiner Seite» - auch moralisch, politisch und menschlich. Merkel sagte, Frankreich und Deutschland ließen sich ihre Art zu leben nicht nehmen.

Merkel erwähnte bei ihrem Auftritt mit Hollande im Kanzleramt weder Trump noch dessen Abkehr vom Freihandel. Sie sagte aber, die 27 EU-Staaten (ohne Großbritannien, das aussteigen will) müssten den freien Handel und die freiheitliche Gesellschaft verteidigen und die ökonomischen Herausforderungen meistern. Sie warnte vor Abschottung: «Europäische Lösungen sind allemal besser als nationale.» An diesem Samstag will Trump nach US-Angaben mit Merkel telefonieren.

Hollande sprach von einem «Anstieg von Extremisten, die die äußeren Bedingungen nutzen, um innerhalb unserer Länder für Unordnung zu sorgen.» Von der US-Regierung gingen Herausforderungen etwa für Handelsregeln und Konfliktlösungen aus - darüber müsse mit Trump gesprochen werden. Merkel forderte ein klares, gemeinsames Bekenntnis zur EU, «zu dem, was wir erreicht haben, und zu dem, was unsere liberalen Demokratien ausmachen.» Jeder Mitgliedstaat müsse wissen, «dass damit Verantwortung und Pflichten verbunden sind».

Es sei auch allen bewusst, dass der Brexit der Briten einen tiefen Einschnitt für die Entwicklung der EU bedeuten werde, sagte Merkel. «Um so wichtiger ist das Bekenntnis, dass (..) die 27 Mitgliedstaaten zusammenstehen und gemeinsam und ambitioniert für die Herausforderungen und ihre Bewältigungen arbeiten.» Während Merkel mit Hollande in Berlin auftrat, traf sich die britische Premierministerin Theresa May als erste Regierungschefin überhaupt mit Trump in Washington.

Viel Zeit bleibt Merkel und Hollande nicht mehr für die gemeinsame Arbeit am deutsch-französischen Verhältnis und dem Zusammenhalt der EU. Hollande tritt bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai nicht mehr an.

Konkret bereiteten die beiden nach Regierungsangaben die EU-Gipfel am 3. Februar auf Malta zu Migrationspolitik und Brexit sowie im März in Rom anlässlich des 60. Jahrestags der Unterzeichnung der Römischen Verträge vor. Am 25. März 1957 hatten die Regierungen Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Belgiens, der Niederlande und Luxemburgs die Römischen Verträge unterzeichnet. Sie gelten als Geburtsurkunde der EU und die sechs Länder als Gründerstaaten.

Die Beziehung von Hollande und Merkel war nicht immer spannungsfrei. Merkel war von Anfang an skeptisch, ob Hollande seine früheren Wahlkampf-Versprechen zu sozialen Reformen als Präsident finanzieren und damit auch einhalten kann. Früh hatte sie Sorge vor Unruhe in Frankreich, was die Regierung und damit auch die deutsch-französische Durchsetzungskraft in der EU schwächen könnte. Dennoch schätzen sich beide, heißt es. Merkel hält Hollande für verlässlich und dieser sagt über die Kanzlerin: «Sie weiß, was sie will.»

Ihre größte gemeinsame Errungenschaft war wohl ihr Einsatz für den Frieden in der Ukraine, als sie in einer langen Nacht in Minsk Fortschritte mit Russlands Staatschef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko erzielten.

Doch dieser Frieden ist bis heute brüchig. Merkel empfängt Poroschenko erneut an diesem Montag im Kanzleramt. Bei den Verhandlungen um den Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei hatte sich Hollande hingegen rar gemacht. Bis heute gibt es keine Solidarität in der EU, was die Aufnahme von Flüchtlingen betrifft

Freitag

Gespräch von Trump und Putin für diesen Samstag geplant

Washington/Moskau (dpa) - US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin planen für diesen Samstag ihr erstes Telefonat. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte russischen Agenturen zufolge in Moskau entsprechende Berichte von US-Medien.

«Ich gehe davon aus, dass wir bald ein Gespräch führen werden», sagte Trump in einem am Donnerstagabend ausgestrahlten Interview des Senders Fox News.

Trump hatte angekündigt, er wolle die Beziehungen zu Russland verbessern. Er kenne Putin zwar nicht, aber wenn die USA und Russland sich gut verstehen würden, wäre es für beide Staaten gut. «Wir arbeiten zusammen und machen den IS (die Terrormiliz Islamischer Staat) fertig», sagte er.

Auch Russland hofft auf eine Verbesserung der Stimmung zwischen Moskau und Washington. Unter Trumps Vorgänger Barack Obama hatte das Verhältnis einen Tiefpunkt seit dem Ende des Kalten Krieges erreicht. Die Konflikte in Syrien und der Ukraine belasten die Beziehungen. In Moskau sorgen zudem Nato-Aktivitäten in Osteuropa für Unmut.

Weißes Haus trennt sich von Top-Leuten des Außenministeriums

Washington (dpa) - Das Weiße Haus hat sich von leitenden Managern des US-Außenministeriums getrennt. Nach Informationen der «Washington Post» und des Senders CNN reichten die vier ihren Rücktritt ein, nachdem ihnen die neue Regierung das Ende ihrer Beschäftigung nahegelegt hatte.

Wenn der designierte US-Außenminister und Ex-Ölmanager Rex Tillerson vom Senat bestätigt wird, findet er damit ein in dieser Form ungewöhnliches Vakuum vor. Obwohl Wechsel nach Wahlen normal sind, wird der Abgang der vier Manager als größter Verlust institutionellen Wissens im State Department seit Jahrzehnten beschrieben.

Der amtierende Sprecher des Ministeriums, Mark Toner, bestätigte die Rücktritte. Bei den jeweiligen Positionen handle es sich um Bestallungen des Präsidenten. «Alle Beamten verstehen, dass der Präsident sie jederzeit möglicherweise ersetzt.»

CNN zitierte einen Vertreter des Ministeriums mit den Worten, die Darstellung sei falsch, dass die vier von sich aus die Flucht vor Trump gesucht hätten. «Sie sind loyal zum Minister, zum Ministerium und zum Präsidenten. Es gibt hier keinen Versuch, den Präsidenten schlecht zu machen. Es ist das Weiße Haus, das die Dinge neu ordnet.»

Die Übergangsphase im sehr wichtigen Außenministerium gilt gleichwohl als vergleichsweise schwierig. Der scheidende Minister John Kerry und andere beklagten öffentlich Desinteresse und ausbleibende Kontaktaufnahme der Mannschaft von US-Präsident Donald Trump.

Unter anderem waren die Manager zuständig für die Besetzung Tausender Positionen in der Welt, die US-Außenpolitik vor Ort konkret umsetzen. Sie haben sowohl unter Republikanern als auch unter Demokraten gedient und praktisch alle relevanten Managementfunktionen des Ministeriums verantwortet.

Merkel und Hollande sprechen über Herausforderungen

Berlin/Paris (dpa) - Viel Zeit bleibt ihnen nicht mehr für die gemeinsame Arbeit an dem so wichtigen deutsch-französischen Verhältnis und dem Zusammenhalt der EU.

Frankreichs Staatschef François Hollande tritt bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai nicht mehr an. Vielleicht ist sein Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sein letzter im Kanzleramt in Berlin.

Bei einem Arbeitsmittagessen werden sie über die Herausforderungen für die Europäische Union sprechen. Der geplante Ausstieg der Briten aus der EU, der neue US-Präsident Donald Trump, der Syrien-Krieg, das Verhältnis zu Russland, die Ukraine-Krise, der Rechtspopulismus - es gibt viele Themen, die Merkel und Hollande da besprechen können.

Ganz konkret geht es aber nach Regierungsangaben um die Vorbereitung des EU-Gipfels am 3. Februar auf Malta zu Migrationspolitik und Brexit sowie des EU-Gipfels im März in Rom anlässlich des 60. Jahrestags der Unterzeichnung der Römischen Verträge.

Am 25. März 1957 hatten die Regierungen Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Belgiens, der Niederlande und Luxemburgs die Römischen Verträge unterzeichnet. Sie gelten als Geburtsurkunde der Europäischen Union und die sechs Länder als Gründerstaaten. 

Für den Gipfel in Rom sei eine Erklärung (vorbereitet von Brüssel und Rom) von etwa einer - etwas inhaltleeren - Seite geplant, womit sich Merkel und Hollande nicht zufriedengeben wollen, heißt es. Merkel wird mit Hollande vor die Presse treten. Aber nur kurz und es sollen keine Fragen zugelassen werden. So ist die Gelegenheit für Hollande kleiner, sich noch einmal stark und zukunftsgewandt und mit einem Vermächtnis an seinen Nachfolger zu präsentieren.

Auch in Deutschland beginnt alsbald der Wahlkampf für die Bundestagswahl am 24. September. Im Gegensatz zu Hollande tritt die CDU-Vorsitzende Merkel aber wieder an. Rückblick und Ausblick:

DAS DEUTSCH-FRANZÖSISCHE VERHÄLTNIS UNTER MERKEL/HOLLANDE:

Die Beziehung von Hollande und Merkel ist nicht spannungsfrei. Hier machten sich oft auch die politischen Unterschiede zwischen der Christdemokratin Merkel und dem Sozialisten Hollande bemerkbar. Merkel war von Anfang an skeptisch, ob er seine früheren Wahlkampf- Versprechen zu sozialen Reformen als Präsident finanzieren und damit auch einhalten kann. Früh hatte sie Sorge vor Unruhe in Frankreich, was die Regierung und damit auch die deutsch-französische Durchsetzungskraft in der EU schwächen könnte. Dennoch schätzen sich beide, heißt es. Merkel hält Hollande für verlässlich und dieser sagt über die Kanzlerin: «Sie weiß, was sie will.»

Ihre größte gemeinsame Errungenschaft war wohl ihr Einsatz für den Frieden in der Ukraine, als sie in einer langen Nacht in Minsk Fortschritte mit Russlands Staatschef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko erzielten. Doch dieser Frieden ist bis heute brüchig. Bei den Verhandlungen um den Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei hatte sich Hollande hingegen rar gemacht. Das musste Merkel weitgehend ohne ihn machen.

WIE GEHT ES WEITER?

Ohne starke deutsch-französische Achse gilt die EU als geschwächt. Merkel muss in wenigen Wochen mit einem Nachfolger Hollandes die Geschicke in die Hand nehmen. Und im Herbst wird sich dann wiederum für diesen zeigen, ob es mit Merkel nach der Bundestagswahl bei Kontinuität bleibt oder jemand anderes Deutschland regiert. Klar ist: Wer auch immer regiert, die EU muss zusammenstehen, wenn sie die Abschottung Amerikas durch Trump möglichst unbeschadet überstehen, Mitgliedstaaten von einer Nachahmung Großbritanniens beim Verlassen der EU abhalten und die Flüchtlingskrise bewältigen will.

Frankreich hat es immer noch nicht geschafft, die europäischen Stabilitätsregeln einzuhalten, will aber dieses Jahr die Defizitgrenze von drei Prozent der Wirtschaftsleistung nicht wieder reißen. Ob das gelingt, erscheint offen. Das Grundproblem bleibt, dass Deutschland und Frankreich wirtschaftlich nicht mehr auf Augenhöhe sind, da die französische Wirtschaft schlechter dasteht und die Arbeitslosigkeit mit rund 10 Prozent viel höher ist.

Hollandes Erben in der sozialistischen Partei sind wenig erpicht darauf, sich als Stabilitätspolitiker zu profilieren. Ex-Minister Benoît Hamon, der in der zur Zeit laufenden Vorwahl für den Präsidentschaftswahlgang vorne liegt, fordert ein Moratorium für den Euro-Stabilitätspakt und die Vergemeinschaftung europäischer Schulden ? das ist mit Deutschland nicht zu machen. Der andere Bewerber, der bei den Sozialisten noch im Rennen ist, Ex-Premier Manuel Valls, tritt zwar dafür ein, die Drei-Prozent-Grenze einzuhalten, lässt aber wenig Anstrengung für eine weitere Defizitsenkung erkennen.

Der unabhängige Bewerber Emmanuel Macron, der unter Hollande Wirtschaftsminister war, war neulich in Berlin, wurde aber nicht von Merkel empfangen. Er hatte in Zeitungsbeiträgen die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin ausdrücklich gelobt. Empfangen wurde dagegen der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, François Fillon. Er sagte zur deutsch-französischen Zusammenarbeit in einer Zeitung: «Die Partnerschaft war nie so leer und schwach wie heute.»

Bleibt noch Marine Le Pen von der rechtsextremen Partei Front National. Mit ihr verbindet Merkel gar nichts.

Donnerstag

Zehn Fakten zu Grenze, Migration und Kriminalität

Mexiko (dpa) - Mit einer Mauer an der Grenze zu Mexiko will US-Präsident Donald Trump die illegale Einwanderung und den Drogenschmuggel stoppen. Experten halten die Mauer für teuer und ineffektiv.

1. Auf rund einem Drittel der 3200 Kilometer langen Grenze gibt es bereits Grenzzäune. Die nicht gesicherten Abschnitte liegen meist in unzugänglichen Gebieten. Wüsten, Flüsse und Gebirge machen illegale Grenzübertritte dort ohnehin schwierig.

2. Der Großteil der Drogen wird nicht über die grüne Grenze, sondern in Autos über reguläre Grenzübergänge oder versteckt in Containern über Häfen in die USA geschmuggelt.

3. Die Grenze zwischen den USA und Mexiko gilt als die verkehrsreichste der Welt. Täglich passieren eine Million Menschen und etwa 437 000 Fahrzeuge die Grenze.

4. Die Zahl der an der US-Grenze aufgegriffenen illegalen Einwanderer war zuletzt so niedrig wie seit Anfang der 1970er Jahre nicht mehr.

5. In den USA leben Schätzungen zufolge rund elf Millionen Migranten ohne Aufenthaltsberechtigung. Etwa die Hälfte sind Mexikaner.

6. Einwanderer begehen weniger Gewaltverbrechen als US-Bürger ohne Migrationshintergrund.

7. Einwanderer zahlen mehr Steuern als sie staatliche Hilfsleistungen empfangen.

8. 80 Prozent der aus den USA abgeschobenen Migranten wurden lediglich Verstöße gegen das Einwanderungsgesetz oder leichte Vergehen vorgeworfen.

9. Mexiko unterstützt die USA beim Kampf gegen illegale Einwanderung. Im Haushaltsjahr 2016 nahmen die mexikanischen Behörden über 150 000 illegale Migranten aus Mittelamerika fest.

10. Die Netto-Einwanderung aus Mexiko in die USA ist bereits seit Jahren negativ.

Van der Bellen ist neues Staatsoberhaupt Österreichs

Wien (dpa) - Der 73-jährige ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen ist neues Staatsoberhaupt Österreichs. Der Wirtschaftsprofessor legte vor der Bundesversammlung in Wien seinen Amtseid ab.
«Ich gelobe, dass ich die Verfassung und alle Gesetze der Republik getreulich beobachten und meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde», schwor Van der Bellen.
Der EU-Anhänger Van der Bellen hatte am 4. Dezember die Stichwahl gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer mit 53,8 Prozent überraschend klar gewonnen.
Überschattet wurde die feierliche Zeremonie im Parlament von der bisher tiefsten Regierungskrise. Die rot-schwarze Koalition von sozialdemokratischer SPÖ und konservativer ÖVP verhandelt zur Zeit darüber, ob eine Fortsetzung der Zusammenarbeit überhaupt noch Sinn hat. Die Koalition wird am Nachmittag rein formal und traditionell dem neuen Bundespräsidenten ihren Rücktritt anbieten. Es gilt als sicher, dass Van der Bellen dieses Rücktrittsangebot nicht annimmt.
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Präsidentschaftskanzlei

Mittwoch

Auch einige europäische Maut-Gegner lassen Autofahrer zahlen

Brüssel (dpa) - Die deutschen Maut-Pläne sorgen in vielen Ländern für Widerstand. Etliche von ihnen treffen sich am Mittwoch in Brüssel. Doch wie handhaben diese Staaten die Nutzung ihrer eigenen Straßen?

Vignette für eine pauschale Straßennutzung:

ÖSTERREICH - Für Autobahnen und Schnellstraßen ist eine Vignette nötig. Sie kostet für 10 Tage 8,80 Euro, für ein Jahr 85,70 Euro.

TSCHECHIEN - In Tschechien müssen Autofahrer auf allen Autobahnen und Schnellstraßen Maut zahlen. Zehn Tage kosten 11,50, ein Jahr etwa 55 Euro.

Streckenabhängige Maut:

POLEN - Die Autobahnen A1, A2 und A4 sind streckenweise gebührenpflichtig.

FRANKREICH - Urlauber müssen auf fast allen Autobahnen zahlen. Die Gebühr hängt auch von der gefahrenen Distanz ab.

UNGARN - Ein Großteil der Autobahnen in Ungarn ist mautpflichtig. Die Kosten für Pkw liegen für 10 Tage bei knapp 10 Euro, für ein Jahr bei knapp 140 Euro.

Keine Maut:

DÄNEMARK - In Dänemark gibt es keine Maut. Wer mit dem Auto die mehr als 13 Kilometer lange Storebaelt-Brücke überqueren will, zahlt aber 34 Euro. Die Benutzung der Öresund-Brücke zwischen Kopenhagen und Malmö (Schweden) kostet 48 Euro.

BELGIEN - Autofahrer müssen in Belgien nichts für die Straßennutzung zahlen.

NIEDERLANDE - In den Niederlanden rollen Autos kostenfrei über die Straßen. Die Nutzung einzelner Brücken und Tunnel ist aber gebührenpflichtig.

LUXEMBURG: In Luxemburg gibt es keine Maut.

Ex-Diplomat: Unzufriedenheit der Nordkoreaner wächst

Seoul (dpa) - Im weitgehend abgeschotteten Nordkorea wächst nach Angaben eines geflüchteten früheren Diplomaten die Unzufriedenheit mit dem Regime von Kim Jong Un. Diese äußere sich «in abweichenden Meinungen oder in Kritik», die immer häufiger zu hören sei.

Das sagte der frühere stellvertretende Botschafter in London, Thae Yong Ho, in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Auch wenn dies noch auf niedrigem Niveau stattfinde, so sei das vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. «Widerstand von sehr kleinem Umfang macht sich breit.»

Dabei äußert laut Thae nicht nur Pjöngjangs Elite offen Kritik. Er deutete an, dass es auch auf den Märkten zivilen Ungehorsam gebe. Die älteren Verkäuferinnen etwa setzten sich immer mehr über die Anordungen der Behörden hinweg. 

Thae hatte sich im vergangenen August gemeinsam mit seiner Frau und zwei Söhnen nach Südkorea abgesetzt. Seit seiner Ankunft gab er zahlreiche Interviews, um über sein Leben als Diplomat und die Realität in Nordkorea zu erzählen sowie Kritik an Kim zu äußern. 

Trump kündigt Mauerbau an

Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump will mit dem Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko ernst machen: Das hat er am Vorabend des Besuchs einer hochrangigen Delegation aus dem südlichen Nachbarland angekündigt.

Vertreter beider Staaten wollen am Mittwoch und Donnerstag über die Zukunft der Beziehungen zwischen den USA und Mexiko verhandeln. Am Dienstagabend twitterte Trump: «Großer Tag in Sachen NATIONALE SICHERHEIT für morgen geplant. Neben vielen anderen Dingen werden wir die Mauer bauen!»

US-Medien berichteten übereinstimmend unter Berufung auf Quellen im Weißen Haus, Trump werde am Mittwoch den Bau der Mauer mit Staatsmitteln anordnen. Eine weitere Anordnung soll sich demnach gegen sogenannte Zufluchtsstädte richten, deren Verwaltungen nicht gegen Einwanderer ohne Papiere vorgehen.

An dem Treffen in Washington nehmen der Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, Trumps Schwiegersohn und enger Berater Jared Kushner, Trumps Chefstratege Stephen Bannon und der Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn teil. Mexiko schickt Außenminister Luis Videgaray und Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo. Auf der Agenda stehen unter anderem Handel, Sicherheit und Migration.

Trump hatte das Nachbarland im Wahlkampf immer wieder scharf kritisiert. Für den Fall seines Sieges hatte er den Bau einer «großen, schönen», massiven Mauer entlang der 3200 Kilometer langen gemeinsamen Grenze angekündet, um die illegale Einwanderung zu stoppen. Mexiko werde dafür zahlen.

Außerdem will Trump das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) neu verhandeln und Millionen Einwanderer ohne Aufenthaltsberechtigung abschieben. Zudem drohte er US-Unternehmen, die ihre Produktion nach Mexiko verlegen, mit hohen Importzöllen.

Die mexikanische Regierung machte bereits klar, dass Trumps Mauerpläne und deutliche Abstriche bei Nafta für sie nicht akzeptabel sind. «Es gibt klare rote Linien, die wir von Anfang an festlegen», sagte Guajardo in einem Interview des Fernsehsenders Televisa. Notfalls werde er die Gespräche abbrechen. «Jeder Vertrag, der die wirtschaftlichen und sozialen Interessen Mexikos verletzt, ist nicht hinnehmbar», sagte Außenminister Videgaray.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto gab zuletzt die Verhandlungsstrategie vor. Mexiko werde sich weder unterwerfen noch die Konfrontation suchen. Er wolle einen offenen Dialog mit der neuen US-Regierung. «Den Vereinigten Staaten nutzt es, wenn es Mexiko gut geht und Mexiko nutzt es, wenn es den USA gut geht», sagte er.

Für Mexiko ist der Handel mit den USA essenziell. 80 Prozent der Exporte gehen in die Vereinigten Staaten. Für die Verhandlungen haben sich die Mexikaner ihre Argumente zurecht gelegt: Sechs Millionen Arbeitsplätze in den USA hängen vom Handel mit dem Nachbarland ab. Mexiko ist der zweitgrößte Kunde für US-Produkte. Bei der Bekämpfung der illegalen Einwanderung sind die USA auf Mexiko angewiesen.

Guajardo hofft, dass das Treffen in Washington die internationalen Finanzmärkte beruhigt. Der mexikanische Peso hatte im vergangenen Jahr 20 Prozent gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Experten machten dafür unter anderem die Unsicherheit über die Zukunft der Beziehungen zwischen Mexiko und den USA verantwortlich.

Dienstag

«Toni Erdmann» für Oscar nominiert

Los Angeles (dpa) - Gleich drei Oscars könnten bei der diesjährigen Verleihung an deutsche Filmschaffende gehen. Die Tragikomödie «Toni Erdmann» von Regisseurin Maren Ade wurde am Dienstag in der Kategorie für den sogenannten Auslands-Oscar nominiert.

Auch der deutsche Komponist und Pianist Volker Bertelmann, bekannt unter dem Künstlernamen Hauschka, hat Oscar-Chancen für den Soundtrack zum Film «Lion». Außerdem geht Marcel Mettelsiefen in der Sparte «Kurz-Dokumentarfilm» ins Oscar-Rennen. Für sein Werk «Watani: My Homeland» begleitete er eine syrische Familie nach Deutschland. Die Oscars werden Ende Februar in Hollywood verliehen.

Die Macher von «Toni Erdmann» erhielten nach der Bekanntgabe viele Glückwünsche. «Auch von unserer Seite: Gratulation!», twitterte die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen. Der dritte Langfilm von Maren Ade sei eine weltweite Erfolgsgeschichte, schrieb German Films.

«Für uns ist eh die ganze Reise schon so unglaublich gewesen, dass wir eigentlich schon total happy sind», sagte «Toni Erdmann»-Produzent Jonas Dornbach der Deutschen Presse-Agentur. Die Nominierung allein sei für ihn schon wie ein Gewinn. «Es bleibt noch völlig abstrakt», sagte Dornbach weiter. Die Oscars hätten sich immer wahnsinnig weit weg angefühlt. Die Idee, dort über den roten Teppich zu laufen, sei noch völlig absurd. Maren Ade selbst war auf Nachfrage nicht für eine Reaktion erreichbar.

Der für seinen Soundtrack nominierte Hauschka und sein Kollege Dustin O'Halloran wurden in einer Mitteilung zitiert: «Wir fühlen uns außerordentlich geehrt über diese Oscar Nominierung.» Sie feierten diese Auszeichnung mit dem gesamten kreativen Team von «Lion». «Wir sind dankbar, dass unsere Musik ein Teil dieser wahren Geschichte über Liebe, Familie und Entschlossenheit sein darf.» Dokumentarfilmer Mettelsiefen sagte der dpa: «Ich bin total überwältigt.»

In der Kategorie «nicht-englischsprachiger Film» sind neben «Toni Erdmann» vier weitere Werke nominiert: «Ein Mann namens Ove» (Schweden), «Tanna» (Australien), «The Salesman» (Iran) und «Unter dem Sand» (Dänemark) - eine deutsch-dänische Koproduktion, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt.

Der letzte deutsche Film, der offiziell für den Auslands-Oscar nominiert wurde, war 2010 «Das weiße Band» von Michael Haneke. 2007 holte der Stasi-Film «Das Leben der Anderen» von Florian Henckel von Donnersmarck die Trophäe nach Deutschland.

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Filmakademie

Irakische Armee erobert Osten der IS-Hochburg Mossul

Mossul (dpa) - Mehr als drei Monate nach dem Beginn der Großoffensive auf die IS-Hochburg Mossul hat die irakische Armee den Osten der Großstadt komplett von der Terrormiliz Islamischer Staat zurückerobert.

Das gab der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi bekannt. In den vergangenen Tagen waren die Regierungskräfte in Ost-Mossul weiter gegen die Terrormiliz vorgerückt und hatten mehrere Viertel der letzten IS-Bastion im Irak eingenommen. Dschihadisten waren zuletzt nur noch in einigen wenigen Gebieten im Nordosten der Stadt präsent.

In der nächsten Phase der Schlacht um Mossul sollen die Bezirke westlich des Flusses Tigris eingenommen werden. Viele Beobachter schätzen die Befreiung dieses Teils der Stadt von der IS-Herrschaft als noch aufwändiger ein. Die Gefechte in der ehemaligen Millionenstadt werden deshalb voraussichtlich noch einige Wochen andauern. 

Sollten die Extremisten die Großstadt komplett verlieren, wären sie in dem Krisenland militärisch weitgehend besiegt. Allerdings beherrscht der IS noch immer große Gebiete im Nachbarland Syrien.

Die irakische Armee und mit ihnen verbündete Milizen und kurdische Kämpfer hatten die Offensive auf Mossul Mitte Oktober aus mehreren Richtungen begonnen und die Großstadt schnell eingekreist. Unterstützt wurden die Kämpfer von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition sowie hinter der Front von Hunderten Militärberatern.

Die Terrormiliz setzt im Kampf gegen die Angreifer vor allem Selbstmordattentäter und Scharfschützen ein und leistete damit heftigen Widerstand. Nach schweren Verlusten kam die Offensive der Regierung und verbündeter Kräfte im Dezember erstmals weitgehend zum Erliegen. Nach einer Umgruppierung der Truppen kam der Vormarsch allerdings wieder in Gang.

Die irakischen Streitkräfte hatten in der vergangenen Woche für Verwirrung gesorgt, als ein Kommandeur der Anti-Terror-Einheiten fälschlicherweise die vollständige Befreiung Ostmossuls verkündete. Am Montag schließlich teilte das Verteidigungsministerium die Eroberung auf seiner Internetseite mit, musste Nachricht aber später zurückziehen. Man habe habe diese «vorschnell» veröffentlicht.

Neuer Virustyp bei Geflügelpest nachgewiesen

Kiel (dpa) - In Schleswig-Holstein ist erstmals in einem Hausgeflügelbestand in Europa eine neue Variante der Geflügelpest festgestellt worden.

Wie das Landwirtschaftsministerium am Montag mitteilte, wies das nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Tieren aus einem Putenzuchtbetrieb im Kreis Steinburg den hochpathogenen Erreger des Subtyps H5N5 nach. In zwei Haltungen müssen demnach zusammen mindestens 18.400 Tiere getötet werden, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreitet.

Mit dem Virus sei nach FLI-Einschätzung genauso umzugehen wie mit dem bisher wiederholt aufgetretenen hochaggressiven Subtyp H5N8, sagte eine Ministeriumssprecherin. H5N5 sei bisher nur bei Wildvögeln in den Niederlanden, in Montenegro, Italien und Kroatien sowie jetzt auch bei einer Nonnengans in Brunsbüttel festgestellt worden, aber noch nie in einer geschlossenen Anlage wie nun im südwestlichen Schleswig-Holstein.

«Also sind wir wieder einmal die ersten», sagte der Kieler Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montagabend. «Dieser Befund zeigt, wie dynamisch das Geflügelpestgeschehen ist. Das Virus ist weiterhin vorhanden und verändert sich.» Solche Veränderungen würden immer wieder passieren.

In zwei anderen Haltungen des Betriebs im Kreis Steinburg wurde bisher kein entsprechendes Virus festgestellt. Aus Sicht von Landrat Torsten Wendt ist es aber hoch wahrscheinlich, dass auch diese Haltungen betroffen sein werden. «Dieser Betrieb arbeitet hochprofessionell und extrem zuverlässig», sagte Wendt. Der Virus-Ausbruch dort sei eine Katastrophe. Der Betrieb hielt bisher insgesamt rund 33.000 Puten.

Dass die zwei Haltungen vom Virus betroffen sind, stand Wendt zufolge am Sonntagabend gegen 22.00 Uhr fest. Dann seien sofort entsprechende Maßnahmen eingeleitet worden. Um welchen Subtyp es sich handelt, war laut Ministerium bis Montagmittag noch nicht klar.

In der ersten betroffenen Haltung mit rund 3400 Tieren waren am Samstag erste Tiere gestorben, innerhalb von 48 Stunden war mehr als die Hälfte verendet. An einer nahegelegenen Haltung des Betreibers mit etwa 15.000 Tieren wurden die ersten Puten am Montagfrüh verendet aufgefunden. Wie das Virus in die Anlage gelangte, blieb zunächst unklar.

Die Tests werden unterdessen weiterausgedehnt. «Wir ziehen zusätzliche Tierärzte heran, um umfangreiche Beprobungen auch in weiteren Betrieben im Sperrgebiet vorzunehmen», sagte Landrat Torsten Wendt am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Bisher wurde der sehr aggressive Erreger des Subtyps H5N5 in zwei Haltungen eines Betriebes mit insgesamt 18 400 Puten nachgewiesen.

Ein Expertenteam des FLI soll epidemiologische Untersuchungen vornehmen und dabei alle möglichen Eintrags- und Verbreitungswege berücksichtigen. Die wahrscheinlichste Erklärung sei, dass etwas «aus der Natur» in die Anlage gelangt sei, meinte Habeck.

Der Kreis Steinburg richtete einen Sperrbezirk von mindestens drei Kilometern und ein Beobachtungsgebiet von weiteren mindestens sieben Kilometern ein. Um das Risiko einer Virus-Ausbreitung so weit wie möglich zu verringern, gelten die strengen Schutzvorkehrungen wie Stallpflicht und Maßnahmen zur Biosicherheit weiterhin.

Nach Einschätzung des FLI handelt es sich in dem neuen Fall um ein Mischvirus, das auf Basis des ursprünglichen H5N8 entstanden sei. Bisher wurden nach Angaben des Kieler Ministeriums weltweit keine Fälle von Infektionen mit diesem Subtyp beim Menschen beobachtet. Mischviren von aviären Influenzaviren entstehen, wenn in einem infizierten Tier mehrere Virus-Subtypen zeitgleich auftreten und bei ihrer Vermehrung Erbmaterial austauschen.

Das Auftreten dieses Virus-Subtyps sei laut FLI nicht überraschend und ändere weder die Risikoeinschätzung des Instituts zur Geflügelpest noch die Empfehlungen zu Gegenmaßnahmen, gab das Ministerium an.

Montag

DHL eCommerce eröffnet neues Fulfillment-Center in Sydney


DHL eCommerce, ein Geschäftsfeld des weltweit führenden Logistikunternehmens Deutsche Post DHL Group, eröffnet ein neues Fulfillment-Center in Sydney. DHL eCommerce will so der steigenden Nachfrage australischer Online-Shopper nach internationalen Gütern gerecht werden. Mit dem Fulfillment-Center haben internationale Marken und Retailer die Möglichkeit, den rasch wachsenden Markt Australien für sich zu erschließen.

"Australien steht weltweit an zweiter Stelle, was die Zahl der internationalen Internetkäufer angeht.1 Und da der internationale Online-Handel bis 2020 durchschnittlich um 29 Prozent jährlich wächst, werden auch die australischen Online-Shopper immer wichtiger2" , erklärt Damien Sheehan, Managing Director von DHL eCommerce in Australien. "Traditionell haben Online-Händler Anlaufschwierigkeiten, wenn sie international expandieren wollen. Auf jedem Markt müssen neue Anbieter gefunden werden, Sendungen müssen den Empfänger innerhalb von Tagen erreichen, und die Kosten dürfen nicht aus dem Ruder laufen. Nur so können Online-Händler im internationalen Umfeld wettbewerbsfähig bleiben."

DHL eCommerce eröffnet neues Fulfillment-Center in Sydney

"Mit dem Start unseres australischen Fulfillment-Centers erhalten unsere Kunden direkten Zugang zu einem der am weitesten entwickelten und wachstumsstärksten E-Commerce-Märkte weltweit. Wir bieten ihnen die Skalierbarkeit und Qualität, die sie für die erfahrenen Online-Shopper Australiens benötigen."

Das Fulfillment-Center bietet internationalen Online-Händlern einen schnellen und flexiblen One-Stop-Service, in dem Transport, Wareneingang, Lagerhaltung und Zustellung integriert sind. Das Center nutzt dieselben Leistungsvereinbarungen, Management-Plattformen und Kundenservice-Einheiten wie alle anderen Elemente des globalen Fulfilment-Netzes von DHL eCommerce. Bestandskunden können so mit nur minimalem Aufwand nach Australien expandieren.

"Der Online-Handel kennt keine Grenzen. Das muss beim Fulfillment genauso sein", sagt Charles Brewer, CEO DHL eCommerce. "Die Anlage in Australien ist ein weiterer Knotenpunkt in unserem standardisierten globalen Netz von Fulfillment-Centern in den USA, Mexiko, Indien, Hongkong und Mitteleuropa. Online-Händler müssen jetzt nicht mehr nach neuen Logistikpartnern suchen, wenn sie ihre internationale Reichweite ausbauen wollen."

Das Center ist so ausgelegt, dass eine Front-end-Integration mit bekannten Online-Märkten und Webshops, ein Multichannel-Auftragsmanagement und Lösungen für eine schnelle und präzise Zustellung in ganz Australien möglich sind. Grundlage der Leistungsbringung im Center ist ein "Pay-per-use"-Modell, sodass weder Kapital investiert werden muss noch feste Kosten anfallen.

"Die Absätze im australischen Online-Handel sollen bis 2020 um fast 50 Prozent im Wert steigen. Deshalb werden Kosteneffektivität und Skalierbarkeit für Online-Retailer in Australien das Thema sein", sagt Malcolm Monteiro, CEO für die Region Asien-Pazifik bei DHL eCommerce. "Ob es sich um die Nutzung neuer Kanäle, das Angebot zusätzlicher Liefermöglichkeiten oder einfach um eine Steigerung der Lagerkapazität handelt: Internationale Marken benötigen adaptierbare Fulfillmentlösungen, die nicht von Hand angepasst werden müssen, sobald sich etwas ändert."

"Mit unserem neuen Fulfillment-Center können globale Online-Händler ihre landesweite Lagerhaltung und Zustellung vereinfachen und auch schnell und problemlos international expandieren."
http://www.businesswire.com/news/home/20161011006722/en/Pitney-Bowes-Survey-Finds-Majority-Global-Consumers
https://www.accenture.com/t20160830T101949__w__/cn-en/_acnmedia/PDF-29/Accenture-Cross-Border-Ecommerce.pdf

Kritik an geplanter Verlegung der US-Botschaft in Israel

Tel Aviv/Ramallah/Gaza (dpa) - Die Aufnahme von Gesprächen zur Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem hat in Israel Zustimmung und in den Palästinensergebieten heftige Gegenwehr ausgelöst.

Die gemäßigte Palästinenserführung und die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas warnten US-Präsident Donald Trump vor den Gefahren, die eine Verlegung auslösen würde, sowie gewalttätigen Reaktionen. Dagegen lobten der Bürgermeister von Jerusalem und mehrere Minister der rechts-religiösen israelischen Regierung die Ankündigung. Bürgermeister Nir Barkat nannte Trump «einen wahren Freund des Staates Israel».

Trumps Sprecher Sean Spicer hatte laut CNN gesagt, dass sich das Weiße Haus in den «sehr frühen Phasen» von Gesprächen mit Israel befinde. Trump würde damit ein altes Versprechen früherer amerikanischer Präsidenten einlösen. CNN zitierte einen hohen Regierungsbeamten, dass die Verlegung der Botschaft nicht schnell passiere. Es werde keine Ankündigung an diesem Montag, dem ersten offiziellen Arbeitstag von Trump, oder in den kommenden Tagen erwartet.

Der US-Kongress legte 1995 fest, die US-Botschaft solle bis 1999 nach Jerusalem verlegt werden - aber kein Präsident hat sich seitdem daran gehalten. Regierungen der Demokraten und Republikaner hätten dies nicht getan, weil kein Staat - also weder Israel noch die Palästinenser - die Souveränität über Jerusalem habe, sagte der ehemalige stellvertretende US-Außenamtssprecher Mark Toner im November. Er betonte zudem, dass dies auch «im nationalen Sicherheitsinteresse» der USA liege.

Trump hatte bereits mehrfach angekündigt, die US-Botschaft in Israel zu verlegen und zudem Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. International wird Jerusalem nicht als Hauptstadt anerkannt, weil der endgültige Status der Stadt erst in Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern geklärt werden muss. Israel hatte den arabischen Ostteil Jerusalems im Sechstagekrieg 1967 erobert und später annektiert. Die Palästinenser wollen in Ost-Jerusalem die Hauptstadt eines unabhängigen Staates ausrufen.

Sie kritisierten deshalb die Umzugspläne scharf. «Die Situation ist sehr gefährlich», sagte PLO-Generalsekretär Saeb Erekat im palästinensischen Radio. «Ein Palästina ohne Jerusalem als Hauptstadt wäre bedeutungslos.» Erekat warnte vor gewalttätigen Reaktionen - ebenso wie auch die Hamas.

Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO hatte bereits angekündigt, im Falle eines Umzugs alle mit Israel geschlossenen Abkommen aufzukündigen und ihre Anerkennung des Staates Israel zurückzuziehen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bat am Sonntag den jordanischen König Abdullah um Unterstützung.

Erste besorgte Reaktionen kommen auch aus der EU. Der Vizepräsident des EU-Parlamentes, Alexander Graf Lambsdorff, bezeichnete einen Umzug der Botschaft als eine absolute Provokation der arabischen Welt. «Das ist symbolisch mindestens so schwierig wie die Kriege der Obama- oder Bush-Zeit in den muslimischen Ländern», sagte der FDP-Politiker der «Bild»-Zeitung.

Auch der Nahost-Experte Peter Lintl warnte vor gewalttätigen Reaktionen in den Palästinensergebieten bei einer Botschaftsverlegung. «Vieles deutet aber darauf hin, dass Trump es relativ ernst meint», sagte der Politikwissenschaftler der Stiftung Wissenschaft und Politik, der Deutschen Presse-Agentur. Ähnlich äußerte sich der Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Michael Lüders. Mit der Verlegung würde der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern endgültig unhlösbar, sagte er der «Heilbronner Stimme» (Dienstag).

Die amerikanische Regierung hat laut israelischen Medienberichten bereits Experten geschickt, die mögliche Standorte für eine Botschaft in Jerusalem suchen sollen. Unter anderem hatten die USA vor Jahren ein Grundstück in Westteil Jerusalems südlich der Altstadt gekauft.

Nach einer Analyse von Robert Satloff vom Washington Institute gäbe es aber auch eine andere Möglichkeit, das Versprechen des US-Präsidenten einzuhalten. Der US-Botschafter könnte etwa schlicht in eine Hotelsuite in Jerusalem ziehen, eine gemietete Wohnung oder ein Haus und die Unterkunft als «zeitlich begrenztes offizielles Heim» ausweisen. Dazu könnte er sein Büro in einer Einrichtung der US-Regierung in Jerusalem öffnen.

Was ist von der Regierung Trump zu erwarten?

Freitag

Sturmtief «Egon» zieht über Deutschland

Berlin (dpa) - Das Sturmtief «Egon» hat in Deutschland den Berufsverkehr heftig durcheinander gewirbelt. Autos rutschten auf den Straßen, Schulbusse blieben im Schnee stecken.

Im Raum Oberfranken waren zwischenzeitlich rund 6600 Haushalte ohne Strom. Es gab zahlreiche Unfälle, ein Autofahrer starb auf der A7 bei Handewitt in Schleswig-Holstein. Ursache für den Unfall war vermutlich Glätte, wie eine Polizeisprecherin am Freitagmorgen sagte.

Besonders im Thüringer Wald und in Bayern waren Straßen nach dem Sturm wegen umgestürzter Bäume oder liegen gebliebener Lastwagen gesperrt. Nach Angaben mehrerer Landratsämter in Thüringen blieben Schulbusse in Schneewehen stecken oder konnten Schüler wegen Unfällen auf Straßen nicht zum Unterricht bringen. «Die Situation ist chaotisch», sagte ein Sprecher des Kreises Schmalkalden-Meiningen in Thüringen. Auch in Bayern erreichten einige Schulbus nicht ihr Ziel. Bei Kirchenthumbach wurde ein Schulbus von einer Windböe erfasst und landete in einem Straßengraben. Fünf Kinder sowie der Busfahrer blieben aber unverletzt.

In Sauerland und Eifel bereitete der Schneefall den Lastwagenfahrern erhebliche Probleme. Auf der Autobahn 45 sollten Lastzüge mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht den nächstgelegen Parkplatz ansteuern, empfahl die Autobahnpolizei in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Lüdenscheid und Freudenberg bei Siegen liege eine geschlossene Schneedecke auf der Fahrbahn. Die Auffahrten seien für Lastwagen nicht mehr passierbar.

Auch in Teilen Niedersachsens legte Sturmtief «Egon» am Freitagmorgen den Verkehr lahm gelegt. Im Emsland stellten sich Laster quer und Autos rutschten in Gräben. Betroffen war auch der Bahnverkehr. Die Strecke zwischen Hannover und Bremen musste wegen Unwetterschäden gesperrt werden, wie die Bahnmitteilte. Auch in anderen Bundesländern waren Gleise zwischenzeitlich gesperrt, es kam zu Verspätungen. Die Bahn drosselte die Höchstgeschwindigkeit der ICE zudem bis auf weiteres auf Tempo 200.

Am Frankfurter Flughafen wurden 125 Flüge wegen des starken Sturmes annulliert. Am Vormittag entspannte sich die Lage, der Betreiber Fraport rechnete aber weiter mit Verspätungen. Auch am Flughafen Hahn kam es zu Verspätungen. In Leipzig/Halle und Dresden wurden einzelne Flüge gestrichen.

In Nordfrankreich beschädigte ein vom Sturm umgeworfener Baum einen Stromabnehmer: 180 Fahrgäste eines aus Brüssel kommenden Zuges kamen daher mit rund zwölf Stunden Verspätung in Paris an.

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Unwetterwarnung DWD

Montag

Schulz nicht bei SPD-Spitzentreffen in Düsseldorf dabei

Berlin (dpa) - Noch-EU-Parlamentspräsident Martin Schulz nimmt nicht an dem Treffen der SPD-Führung an diesem Dienstag in Düsseldorf teil.

Schulz, der nach Berlin wechselt und als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt wird, nimmt an der Beerdigung des früheren portugiesischen Präsidenten Mario Soares in Lissabon teil, wie «Spiegel Online» und die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Parteikreisen erfuhren.

Die engere Parteiführung der SPD will in Düsseldorf über die Strategie für das Wahljahr 2017 beraten. Nach Angaben der Bundespartei soll dabei keine Entscheidung fallen, wer als Kanzlerkandidat ins Rennen geht. Das will die SPD bei einer Klausur am 29. Januar in Berlin bekanntgeben.

Den ersten Zugriff hat der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. Würde er verzichten, stünde der in Umfragen wesentlich beliebtere Schulz als Kandidat zur Verfügung. Er wird außerdem als künftiger Außenminister favorisiert, wenn Frank-Walter Steinmeier im Februar zum neuen Bundespräsidenten gewählt wird.

Die SPD liegt in Umfragen derzeit bundesweit um die 15 Prozentpunkte hinter der Union. Ein rot-rot-grünes Bündnis mit Grünen und Linken hat keine Mehrheit. Im Frühjahr stehen drei Landtagswahlen (Saarland, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen) an, bevor im September der Bundestag gewählt wird.

Regierung will islamistischen Gefährdern Freiräume nehmen

Berlin (dpa) - Drei Wochen nach dem Berliner Terroranschlag steuert die schwarz-rote Bundesregierung auf einen deutlich verschärften Umgang mit islamistischen Gefährdern zu. Justizminister Heiko Maas will sicherstellen, dass solche potenziellen Gewalttäter auch ohne konkrete Straftat über längere Zeit inhaftiert werden können. Ebenfalls im Einklang mit Innenminister Thomas de Maizière möchte Maas dafür sorgen, dass mutmaßliche Extremisten besser überwacht werden - etwa mit einer elektronischen Fußfessel.

Beratungen über Präsidialsystem in der Türkei beginnen

Ankara (dpa) - Die türkische Regierungspartei AKP treibt die von Staatschef Staatschef Recep Tayyip Erdogan gewünschte Verfassungsänderung für ein Präsidialsystem in der Türkei voran.

Das Parlament in Ankara begann mit den Beratungen über die Reform, die dem Präsidenten deutlich mehr Macht verleihen und zugleich eine deutliche Schwächung des Parlaments mit sich bringen würde. Erdogan wäre dann nicht mehr nur Staats-, sondern auch Regierungschef. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu rechnete mit einer Dauer der Beratungen von rund zwei Wochen.

Für die von Erdogan angestrebte Volksabstimmung über das Präsidialsystem müssen im Parlament mindestens 330 der 550 Abgeordneten für die Reform stimmen. Die islamisch-konservative AKP verfügt über 316 Stimmen und ist auf Stimmen aus der ultranationalistschen MHP angewiesen.

MHP-Chef Devlet Bahceli unterstützt das Vorhaben, in der Partei regt sich aber auch Widerstand dagegen. Die beiden anderen Oppositionsparteien - die Mitte-Links-Partei CHP und die pro-kurdische HDP - laufen Sturm gegen die einschneidende Reform. Sie befürchten eine «Diktatur» in der Türkei. Die Regierung rechnet mit einem Referendum im Frühjahr. Bei der Volksabstimmung ist nur noch eine einfache Mehrheit nötig.

Kurz vor Beginn der Debatte löste die Polizei am Montag eine Demonstration gegen die geplante Verfassungsreform vor dem Parlamentsgebäude in Ankara mit Tränengas und Wasserwerfern auf, wie die Nachrichtenagentur DHA meldete. Unter den Protestierenden seien Abgeordnete der größten Oppositionspartei CHP gewesen. Einige Demonstranten seien leicht verletzt worden.

Erdogan war von Anfang 2003 bis August 2014 Ministerpräsident der Türkei. 2014 wurde er zum ersten direkt vom Volk gewählten Staatspräsidenten des Landes. Seitdem strebt er die Einführung eines Präsidialsystems an. Auch als Staatschef bestimmt er weiterhin den Kurs der Regierung und der AKP, obwohl diese Rollen in der Verfassung eigentlich dem Ministerpräsidenten und Parteichef vorbehalten sind. Mit der Verfassungsänderung soll Erdogans Führung legalisiert werden.

Die geplante Verfassungsreform für ein Präsidialsystem

Türkisches Parlament debattiert eigene Entmachtung

Dienstag

Arbeitslosenzahl steigt im Dezember auf 2,57 Millionen

Nürnberg (dpa) - Im Winter steigt die Zahl der Arbeitslosen - wie jedes Jahr. Doch 2016 schließt mit guten Neuigkeiten ab: Die Erwerbslosigkeit sank im Schnitt auf ein Rekordtief. Die Zahl lag bei 2,57 Millionen. Die gute Entwicklung bei der Arbeitslosigkeit habe sich zum Jahresende fortgesetzt, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Der lange Zeit kräftige Beschäftigungsaufbau hat sich seit den Sommermonaten zwar spürbar abgeschwächt, die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewege sich aber weiter auf sehr hohem Niveau.

Der Arbeitsmarkt im Dezember 2016 auf einen Blick

Nürnberg (dpa) - Die wichtigsten Zahlen und Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Dezember 2016 auf einen Blick:

Aktuell

(Dezember 2016)

Vormonat

(November 2016)

Vorjahresmonat

(Dezember 2015)

Arbeitslose absolut 2 568 273 2 531 975 2 681 415
Arbeitslosenquote 5,8 % 5,7 % 6,1 %
Jüngere unter 25 Jahre 219 562 219 974 213 907
Ältere über 55 Jahre 534 499 527 474 559 808
Offene Stellen 658 435 681 113 590 913
Arbeitslose West 1 897 010 1 877 448 1 942 796
Quote 5,3 % 5,3 % 5,5 %
Arbeitslose Ost 671 263 654 527 738 619
Quote 8,0 % 7,8 % 8,8
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